- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 5. Zur »Logik der Geisteswissenschaften»

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AXEL hägerström II7
sondere Materie anzuwenden.1) Die Materie, aus der die Sprache sich
aufbaut, ist der Laut; an ihm und an ihm allein werden daher ihre
grundlegenden Gesetze zu entdecken sein. Gibt es keine Lautgesetze,
die sich an Stringenz und Exaktheit mit den allgemeinen Naturgesetzen
vergleichen lassen, so besteht keine Hoffnung, die Sprache in objektiv-
wissenschaftlicher Weise zu erkennen. Die »Ausnahmslosigkeit der
Lautgesetze» wurde daher in der Schule der »Junggrammatiker»,
zum obersten Postulat der Sprachwissenschaft erhoben.2 3
) Indem er-
klärt wird, dass diese Gesetze »mit blinder Naturnotwendigkeit» wirken,
glaubt man damit die Linguistik der bedenklichen Nachbarschaft mit
den »Geisteswissenschaften » entzogen zu haben. Heute ist auch diese
Anschauung im Kreise der Sprachwissenschaft überwunden. Die mensch-
liche Rede wird als eine eigentümliche »Gestalt» anerkannt; als ein
Ganzes, das sich nicht aus den Elementen des Lautes zusammensetzen
lässt. Damit ist die Semantik wieder in ihre zentrale Rolle eingesetzt
und als ein Selbständiges und Eigenes neben der Lautphysiologie, der
Phonetik und Phonologie anerkannt. Und auch die Sprachpsychologie
hat eine neue Wendung genommen, seitdem sie das »Bedeutungser-
lebnis» in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen rückte. Sie musste
jetzt mehr und mehr erkennen, dass die Anschauungen und Methoden
der älteren »mechanistischen» Psychologie schon bei der einfachen
Beschreibung dieses Erlebnisses versagen —- dass hier ein Phaenomen
vorliegt, das sich nicht restlos in einzelne sinnliche Eindrücke und in
die zwischen ihnen bestehenden Assoziationen auflösen lässt. Gegen
diese »verhängnisvollste aller Stoffentgleisungen », wie er sie nennt,
will Karl Bühler, im Kreise der modernen Psychologie, »die These von
der Idealität des Gegenstandes ,Sprache’» vertreten. Und als eine
seiner ersten Aufgaben sieht er es hierbei an, »den prinzipiellen Miss-
griff aufzudecken und als Missgriff zu entlarven, den alle jene getan
haben, die im Banne der klassischen Assoziationstheorie die zweifels-
frei nachzuweisenden Komplexions- und Verlaufsverkettungen in unse-
rem Vorstellungsleben verwechseln mit dem Bedeutungserlebnis>>.s)
Damit ist auch das Problem der »Objektivität» der Sprachbegriffe in
*) Näheres über Schleichers Sprachtheorie in meiner Philosophie d. symb.
Formen X, 108 ff.
2) Vgl. ibid. I, 114 ff.
3) Karl Bühler, Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Jena
1934, S. 58.

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