- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 5. Zur »Logik der Geisteswissenschaften»

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AXEL HÄGERSTRÖM ÎI9
wie die Kunst, als eine eigene »Welt»; was aber nicht bedeutet, dass
beide sich auf eine eigene Wirklichkeit, neben oder über der Natur,
als dem Ganzen der Gegenstände in Raum und Zeit, beziehen, sondern
dass sich in ihnen je eine besondere Art der Gestaltung, und damit der
Objektivierung, vollzieht.
Erkennen wir dies an, so müssen wir uns freilich entschliessen, die
Aufgabe der Erkenntniskritik, gegenüber der traditionellenAuffassung,
zu erweitern. Wir müssen versuchen, das Ineinandergreifen der ein-
zelnen Objektivationsprozesse zu verstehen und jedem von ihnen seine
Stelle im Ganzen der Erkenntnis zuzuweisen. Die Streitfragen zwischen
den verschiedenen erkenntnistheoretischen Schulen der Gegenwart
können nicht zur Klarheit und zur Entscheidung gebracht werden,
wenn man nicht diese Erweiterung des erkenntnistheoretischen Hori-
zonts vornimmt. Sie sind zum grossen Teil dadurch hervorgerufen
worden, dass jede einzelne Richtung eine bestimmte Erkenntnisform,
wie sie in gewissen »Wissenschaftsfakten» vorliegt, absolut setzte und
an dieser absoluten Norm den Wert aller Erkenntnis zu messen suchte.
Auf diese Weise ist in der Erkenntnistheorie ein Eogizismus, ein Psy-
chologismus, ein Biologismus, ein Physikalismus, ein Historismus ent-
standen, die miteinander um die Herrschaft stritten. Mir scheint indes,
dass eine »kritische» Philosophie einen allgemeineren Gesichtspunkt
suchen muss, durch welchen sie von der Notwendigkeit befreit wird,
eine einzelne Erkenntnisform für die allgemeingültige und alleinmög-
liche zu erklären, und sich damit einem dieser verschiedenen .. . nsmen »
zu verschreiben. Ihr Absehen muss auf die Totalität möglicher Erkennt-
nisformen und auf das Verhältnis, das zwischen den einzelnen Gliedern
dieser Totalität besteht, gerichtet sein: ein Verhältnis, das nur dann
bestimmt werden kann, wenn wir jede von ihnen in ihrer spezifischen
Eigenart erkannt haben. Nimmt man diesen Standpunkt ein, so kann
man den Erkenntniswert der Naturwissenschaften durchaus anerkennen
und ihnen in all unserem objektiven Erfahrungswissen den obersten Rang
zugestehen, ohne genötigt zu sein, damit auf die »Geisteswissenschaft»
Verzicht zu leisten und in ihr nur noch ein »intellektuelles Spiel
mit Gefühlsausdrücken» zu sehen.

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