Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - VI. Deutero-Jesaja. Der leidende Gottesknecht - 5
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— 206 —
Einleitung zugleich: Es beginnt nicht mit dem "Tage
und hört nicht auf mit dem Tage. Es ist ein Ring in der
endlosen Kette, die sich zieht von Urbeginn bis ans Ende
der Tage. Das Heute ist Kind des Gestern und Vater des
Morgen. Geschichte ist Zusammenhang.
Geschichte ist nicht genießendes Erleben, sondern
tätiges Schaffen; nicht eine Bewegung im Kreise, die
sich immer wiederholt, sondern Vorwärtsbewegung, Auf-
wärtsbewegung einem Endziele zu. Unser Dasein ist
nicht Stillstand, sondern unaufhörliches Weitergehen;
nicht passives Erdulden eines unerbittlichen Geschicks,
sondern schöpferischer Kampf um das Ziel, ständiges
Neugestalten.
Das Ziel, das ewige, gottgewollte, gibt dem geschicht-
lichen Geschehen Sinn und Zusammenhang: Nichts ist
Willkür, nichts Zufall, nichts blinde Gewalt — „Gottes
Augen schweben über die ganze Erde!“
Völker und Staaten, anscheinend getrennt, sind Teile
eines unsichtbaren Ganzen. Was mit einem Volke ge-
schieht, ist unsichtbar verknüpft mit den Geschehnissen
der weiten Welt. Sprachen und Grenzen sind Menschen-
werk; der Wille Gottes jedoch durchströmt alles Ge-
schehen, von einem Ende des Erdballs zum anderen.
Geschichte ist Weltgeschichte.
Wo stehen wir im Weltenraume ? Was haben wir mit
Cyrus zu schaffen ?
Israel nimmt einen Sonderplatz inmitten der Völker-
welt ein, doch es ist von dieser nicht getrennt; sein Le-
ben ist verknüpft mit dem Leben der Völker. Israels
Schicksalsweg durch Zeiten und Länder ist ein Teil von
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