Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - VII. Esra. Der Gründer des Judentums - 1
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— 2 —
Wo ist er, der sie heraufgezogen aus dem Meere, der
Hirt seiner Herde, wo ist er, der in sie gegeben seinen
heiligen Geist ?“
Der jungeEsra träumte einen stolzen Traum: Er wollte
versuchen der Mose zu werden, nach welchem die Zeit
sich sehnte. Die Nachrichten aus Jerusalem ließen seine
Träume reifen. Der Rest des judäischen Volkes befand
sich in voller Auflösung. Die unwissende Landbevölke-
rung entbehrte der moralischen Kraft zur Selbstbe-
hauptung. Ammoniter, Moabiter und Philister hatten
sich zu Herren des verlassenen Landes aufgeschwungen;
hart lastete ihr Arm auf den verlorenen Söhnen Israels,
die Fremdlinge geworden waren in der eigenen Heimat.
Die Stadtmauer Jerusalems war zerstört: offen stand
die heilige Stadt den Einfällen heidnischer Nachbar-
stämme, während die Seele Israels durch die klaffen-
den Mauerlöcher zu fliehen schien. Serubabel hat Jeru-
salem den Tempel wiedergegeben, doch die Flügel der
Cherubim rauschten nicht über seinen Mauern. Es
wurde ein Tempel ohne Gemeinde, mit beschäftigungs-
losen Kohaniten und Leviten. Die Lehre war vergessen,
die Sprache verunstaltet, das Familienleben verlor seine
Weihe, der Stamm seine Reinheit. Israel vermischte
immer mehr sein Blut mit dem barbarischer Nachbar-
stämme. Die Axt war bis an die Wurzel gekommen.
Esras Pläne wurden immer greifbarer. Er fühlte, daß
sein Platz in Jerusalem war. Dorthin mußte er sich be-
geben, um das Zusammengebrochene wieder aufzurich-
ten: nicht den Staat, sondern die Seelen. War nicht in
dieser Stunde Judäa das eigentliche Exil, die geistige
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