- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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64 ERNST CASSIRER
die Eigentümlichkeit der ethischen Erkenntnisart bestimmt und
die Grenzen zwischen »theoretischer» und »praktischer» Vernunft
gezogen hatte. Aber noch im Kreise der modernen Phaenomenologie
hat man versucht, durch reine »Wesensschau » eine Hierarchie der Werte
aufzubauen. Wenn Hägerström seine Skepsis nur gegen derartige Ver-
suche gewandt hätte, wenn er sich damit begnügt hätte, alle die Bruch-
stellen in diesem angeblich streng-wissenschaftlichen Aufbau aufzu-
weisen •— so würde ich ihm hierin in keiner Weise widersprechen. Aber
seine These geht ohne Zweifel wesentlich weiter und enthält eine andere,
viel radikalere Konsequenz. Denn seine Kritik will, um mit Kant zu
sprechen, keine blosse Kritik der »Bücher und Systeme», sondern sie
will eine »Kritik der menschlichen Vernunft » sein. Sie muss also nicht
nur die philosophische, sondern auch die »gemeine sittliche Vernunfter-
kenntnis» umfassen. Dass auch diese letztere fortwährend Wertur-
teile fällt, und dass sie diesen eine objektive Bedeutung zumisst; dass
sie eine Handlung als »gut» oder »böse», als »richtig» oder »falsch»
erklärt, leidet keinen Zweifel. Und doch unterliegt hierbei, nach Hä-
gerström, unser »populäres» sittliches Bewusstsein der gleichen Selbst-
täuschung, der das philosophische verfiel. Es glaubt einen »Gegenstand »
ergreifen und erkennen zu können; es glaubt, irgend einen bestimmten
Charakter, der der Handlung selbst anhaftet, aussagen zu können. Aber
unter dem scharfen Messer der Begriffsanalyse löst sich dieser angeb-
liche Gegenstand in Nichts auf. Er hat kein reales, sondern lediglich
ein nominales Sein. »Werte », im objektiven Sinn verstanden, sind nichts
anderes und können nichts anderes als Worte sein.
Damit scheint den objektiven Werturteilen nicht nur ihre strenge Be-
gründbarkeit und Beweisbarkeit, sondern es scheint ihnen auch jeder
fassbare Sinn abgesprochen zu werden. Wenn wir fortfahren, irgend ein
praktisches Verhalten dem anderen vorzuziehen und es als das »bessere »
zu bezeichnen, so fehlt es solchen Urteilen nach Hägerström an jedem
Fundament. Natürlich räumt er ein, dass wir derartige Urteile nicht
nur fällen, sondern dass wir sie notwendig fällen müssen. Aber er
erklärt dieses »Müssen », indem er den assoziativen Mechanismus aufzu-
decken sucht, der dafür verantwortlich zu machen ist. Durch diesen
Mechanismus werden bestimmte Gefühlsqualitäten mit gewissen theore
tischen Vorstellungen verknüpft und hierdurch der Schein eines Objek-
tiven vorgetäuscht. Wie die theoretische Skepsis Humes die Tatsache
und die psychologische Notwendigkeit des Kausalurteils keineswegs

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Project Runeberg, Sat Dec 9 18:24:11 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
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