- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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AXER hägerström 8i
ist, in welchem nichts an und für sich höher oder niedriger
steht»1).
Diese Sätze klingen Spinozistisch — und sie wiederholen die Forderung,
die Spinoza an die philosophische Ethik gestellt hat. Das »Non lugere,
non ridere, neque detestari, sed intelligere » sollte nach Spinoza der Leit-
spruch der Ethik werden; die Ethik will nicht loben oder tadeln, sie
will lediglich verstehen. Aber auch Spinoza, der von der Gleichung:
»Deus sive Natura» ausgeht, hat seinen Naturalismus nicht in völliger
Strenge durchführen können. Er fordert, dass wir die menschlichen Lei-
denschaften so betrachten sollen, wie der Geometer seine Figuren be-
trachtet. Aber eben diese vorurteilslose und unbefangene Betrachtung
soll in Bezug auf die Leidenschaften etwas Bestimmtes leisten. Der Ein-
blick in die »Mechanik der Affekte» dient keinem bloss theoretischem,
sondern einem praktischen Zweck. Denn nur durch ihn können
wir in den Stand gesetzt werden, die Affekte zu meistern und zu
beherrschen, statt uns von ihnen beherrschen zu lassen. Und damit
erst wird das Grund- und Hauptziel der Spinozistischen Ethik erreicht.
Sie gipfelt in einer Lehre von der Kraft des Intellekts und von der
menschlichen Freiheit. »Affectus, qui passio est, desinit esse passio,
simulatque ejus claram et distinctam formamus ideam» Der Affekt be-
schränkt, aber die »ratio» hebt diese Beschränkung auf; und sie bahnt
damit den Weg zu jener Einheitsschau, die sich im mmor Dei intellec-
tualisa vollzieht. Von einer derartigen Anschauung ist Hägerström
sicher so weit wie irgend möglich entfernt; er würde sie als »mystisch»
verwerfen. Aber auch er strebt nach einer »philosophischen» Moral,
d. h. nach einer solchen, die die Dinge sub quadam aeternitatis specie be-
trachtet. Und von diesem Standpunkt aus muss er den Fanatismus ab-
lehnen. Für eine rein deskriptive Moral, die sich streng innerhalb ihrer
Grenzen hält, bestünde offenbar kein Grund zu einer derartigen Ableh-
nung. Der Fanatismus hat nicht nur jederzeit seine Macht im Leben
der Menschheit bewiesen, sondern er ist auch immer wieder als Ideal
vertreten und verkündet worden; und heute wird er von vielen Seiten
geradezu als »das » moralische Ideal schlechthin gepriesen. Eine Moral-
philosophie, die einzig und allein eine Wissenschaft von den faktischen
moralischen Bewertungen in ihrem historischen Bestand und Wachstum
sein will, müsste sich also damit begnügen, dieses Faktum, neben ande-
ren Fakten, festzustellen. Aber dies ist nicht die Meinung Häger-
x) Om moral, forest, sanning, S. 34 ff.
Göteb. Högsk. Årsskr. XLV: 1 6

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