- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 4. Recht und Mythos

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ç>6 ERNST CASSIRER
könnte damit in der Tat erfüllt erscheinen; aber für eine eigentliche
»Philosophie» der Kultur ist damit die Frage noch nicht erledigt. Denn
für sie besteht das Grundproblem eben darin, wie es für den mensch-
lichen Geist möglich war, und auf Grund welcher Faktoren es ihm gelang,
derart Widerstrebendes zu einer Art von Einheit zusammenzufassen.
Diese Grund- und Urfunktion des ovvayeiv elç ev bildete schon für
Platons Ideenlehre das eigentliche Problem, das sich seither in den
verschiedensten Variationen durch die Geschichte der Philosophie
hindurchzieht. Im logischen Begriff stellt sich dieses Problem in seiner
rein abstrakten und reflektierten Form dar; aber wir begegnen ihm auch
ausserhalb desselben überall dort, wo überhaupt eine »Einheit des
Mannigfaltigen» gesetzt oder angestrebt wird. Die reinen »Verstandes-
begriffe», die »Kategorien» sind, nach Kants Definition, nichts anderes
als die Mittel, mit deren Hülfe wir »Erscheinungen buchstabieren, um
sie als Erfahrung lesen zu können. » Sie sind weder reale Gegenstände,
noch sind sie »eingeborene Ideen», und sie gehören demnach weder der
»äusseren» noch der »inneren» Wirklichkeit an. Sie stellen vielmehr
die logischen Bedingungen dar, unter denen jede »Synthesis» von
Wahrnehmungen steht, und kraft deren diese letztere erst ihre’objektive
Bedeutung gewinnt. Die Rechtsbegriffe haben die gleiche Aufgabe
der »Synthesis» zu vollziehen, aber ihre Einheitsbildungen haben einen
ganz anderen Charakter, da sie sich nicht auf eine Einheit von Wahr-
nehmungen, sondern von Handlungen beziehen. Und die Tendenz zu
einer solchen Synthese ist den Rechtsbegriffen auch dort eigen, wo sie
noch im »archaischen» Gewände, im Gewände religiöser Vorstellungen
auftreten. Denn es gibt auch in der Religion einen inneren Fortgang,
der sie über den Bereich des Magisch-Mythischen hinausführt.1) Hier-
durch wird schon innerhalb ihrer selbst, und gleichsam auf ihrem eigenen
Grund und Boden, ein neuer Naturbegriff, wie eine neue, nicht mehr
rein magische Fassung des Rechtsbegriffs vorbereitet. Fast alle gros-
sen Kulturreligionen sind in dieser Richtung fortgeschritten. Die
Mannigfaltigkeit der Einzelgötter bleibt bestehen, und ihre Macht
dauert fort; aber sie bilden nicht länger bloss-einzelne, einander wider-
streitende Potenzen, sondern sie beginnen sich selbst einer Ordnung
einzureihen; sie stehen unter der Herrschaft eines obersten Gottes.
Dieser oberste Gott erscheint, von der Natur aus gesehen, als der
x) Näheres hierüber in meiner Philos. d. symbolischen Formen, Band II; Vierter
Abschnitt: Die Dialektik des mythischen Bewusstseins.

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