- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 5. Zur »Logik der Geisteswissenschaften»

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ERNST CASSIRER
II4
neue Aufgabe ergriff, doch zunächst noch im Banne jenes Positivismus
und Psychologismus stand, der durch seine Auffassung verdrängt und
überwunden werden sollte. Statt einen neuen »gegenständlichen »
Aufbau zu versuchen, ging er von dem Begriff des »Erlebnisses»
aus; und er suchte in einer neuen »geisteswissenschaftlichen Psycho-
logie», die sich auf diesen Begriff stützt, die Grundlegung der Geistes-
wissenschaften zu vollziehen. Die Logik der Geisteswissenschaften wird
einen anderen Weg einschlagen müssen. Aber die Tatsache, dass es
eine solche bogik gibt und geben muss, ebenso wie sie für die mathema-
tische und für die naturwissenschaftliche Erkenntnis besteht, scheint
mir keinem Zweifel zu unterliegen; und Diltheys eigene Untersuchungen
über die Struktur der historischen Wirklichkeit stellen einen sehr wich-
tigen und wesentlichen Beitrag zu ihr dar.
Hätten es freilich die Geisteswissenschaften lediglich mit Gefühlen zu
tun, so wäre dieser Gedanke ein Widersinn. Von einer »Dogik der Gei-
steswissenschaften» werden wir nur sprechen dürfen, wenn wir anneh-
men, dass auch sie ihren Gegenstand haben, dass sie sich keineswegs
bloss im Kreis subjektiver Zuständlichkeiten herumtreiben und sich
mit deren Beschreibung begnügen. Aber der Gegenstand, um den es
sich hier handelt, ist freilich von anderer Art als die materiellen Dinge,
deren Beschaffenheit und deren Zusammenhang die Naturwissenschaft
zu erkennen sucht. Statt mit Dingen, haben wir es hier mit Formen
zu tun. Die Formen der Gesellschaft will die Soziologie, die Formen der
Religion will die Religionsgeschichte und die vergleichende Religions-
wissenschaft, die Formen der Kunst will die Kunstwissenschaft erfor-
schen. Sicherlich sind alle diese Formen an den »Stoff», an bestimmte
physische Dinge und Vorkommnisse gebunden; und sie haben ihre
äussere Erscheinung nur an diesem. Die menschliche Kultur, mit deren
Erkenntnis es die Geisteswissenschaft zu tun hat, stellt sich uns nicht
anders als an ihren materiellen Dokumenten undMonumenten dar; in dem,
was in Sprache und Schrift festgehalten ist, in den Darstellungen der
bildenden Kunst, in Geräten und Werkzeugen, in Bauten u. s. f. Aber
dies alles erhält für uns seinen Sinn erst, wenn es interpretiert, wenn es
in der rechten Weise »ausgelegt» wird. Und es zeigt sich, dass die em-
pirische Psychologie, die unsere Vorstellungen, Gefühle, Triebe zu ana-
lysieren und die Bedingungen ihrer Entstehung aufzudecken sucht, für
diese Auslegung nicht ausreicht. Wir müssen die Formwelt der Sprache,
der Kunst, der Religion, des Rechts u. s. f. als solche verstehen, wenn

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