Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Kritische beiträge zur altnordischen metrik (Nat. Beckman) - I. Ueber die phonetische bedeutung der aufgelösten hebung
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Beckman: Zur anord. metrik.
Sievers hervorgebrachten stand im schroffsten Widerspruch
zu dem, was bevor als erwiesene thatsache galt und
wahrscheinlich gelten wird. Bei fortgesetztem studium wurde
ihm trotzdem das buch lieb und, immer lieber, was ihn aber
nur eifriger machte der lösung der Widersprüche
nachzugehen. So entstanden die folgenden auseinandersetzungen.
I. Ueber die phonetische bedeutung der aufgelösten
hebung.
In der altnordischen (wie überhaupt in der
altgermanischen1)) poesie gilt es als regel, dass die hebung nicht nur
eine gewisse stärke sondern auch eine gewisse dauer haben
soll. Wo die hebung eine kurze silbe trifft, tritt
gewöhnlich auflösung ein, d. h. statt der langen silbe tritt "die
folge von kurzer betonter + unbetonter silbe beliebiger
qvan-tität" ein2).
Die thatsache der auflösung steht fest, nur über die
auffassung derselben ist einiges zu bemerken. Bei der
auflösung, wie sie Sievers fasst, wird es nicht klar, wie die
"unbetonte" silbe die ungenügende dauer der hebung ersetzen
kann. Von ersatz in bezug auf die tak td au er ist nicht
zu sprechen, denn identische taktdauern beansprucht die
altnordische metrik nicht3). Die altnordische quantitierung
betrifft nur die hebungen. Statt die ungenügende dauer der
hebung zu ersetzen, wird sich die "unbetonte" silbe der
Senkung anschliessen und durch die dehnung derselben die
ungenügende dauer der hebung verhältnismässig noch
ungenügender machen. Also die rolle der stellvertretenden "unbe-
*) Im folgenden nehme ich nur auf das altnordische rücksicht.
a) Sievers Metrik s. 27.
3) Dass beim Vortrag die tacte mit einander gleich lang waren. wiU
ich nicht leugnen. Dass aber identität in bezug auf ihre sprachliche
ausfüllung erzielt war«, kann wol niemand behaupten. Es können ja so
verschiedene tacte wie -L ^ bezw. J- ^ - mit einander abwechseln.
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