Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - König Augusts Politik in den Jahren 1700-01
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VIII
C. HALLENDORFF
von Brandenburg, gegenüber beobachtete er wenigstens
äusser-lich ein freundschaftliches Verhältnis. Somit hielt er nach allen
Seiten hin Verbindungen aufrecht und spähte nach der
passendsten Gelegenheit aus, um aus ihnen Gewinn zu ziehen. Für
ihn musste deshalb der Westeuropa bedrohende Sturm bei den
reichen neuen Möglichkeiten, die er eröffnen konnte, besonders
bedeutungsvoll sein. Die flir ihn charakteristische
Unbeständigkeit machte König August für alles lockende Neue leicht
empfänglich, während seine unglaublich ausgebildete
Verstellungskunst es ihm zugleich ermöglichte, seine Unzuverlässigkeit bis
zum letzten Augenblicke zu verbergen. Die grosse Krisis in
Westeuropa bekam deshalb für ihn eine weit grössere Bedeutung als
fur seinen in einem mehr begrenzten Ideenkreis thätigen
Verbündeten, den König Friedrich von Dänemark. König August
hatte beständig Lust, am Kampf der Westmächte teil zu nehmen
und sich dabei in den Dienst Frankreichs, als der Macht zu
stellen, die am besten zu bezahlen pflegte. König Friedrich
hingegen behielt vor allen Dingen das von seiner Familie schon seit
langem erstrebte Ziel, den Ausgleich mit dem Herzog von
Holstein-Gottorp, im Auge und beurteilte die westeuropäische Krisis
hauptsächlich von dem Standpunkte aus, wie weit dieses
persönliche Interesse von ihm durch sie befördert würde oder nicht;
für ihn wurde es denn auch mit der Zeit immer offenbarer, dass
eine Annäherung an die Seemächte der Freundschaft Frankreichs
vorzuziehen wäre.
Gleichzeitig damit, dass er im Herbst 1699 seine Bündnisse
gegen Schweden durch fortgesetzte Unterhandlungen mit
Russland und Dänemark immer stärker ausbaute und auf die geplante
Überrumplung von Riga einrichtete, machte König August ganz
im Geheimen Frankreich ein Anerbieten, das in ganz anderer
Richtung ging. Er sandte nämlich den Generallieutenant Jordan
nach Paris; und dieser hatte ausser seinem mehr öffentlichen
Auftrag, der dahin ging, einen von ihm schon früher in
Frankreich verhandelten ziemlich bedeutungslosen Freundschaftstraktat
(Traitc de la bienscience) zum Abschluss zu bringen, dem
französischen Könige verschiedene überaus geheime Angebote zu
machen. Diese gingen auf ein Offensiv-Bündnis zwischen August
und Ludwig hinaus, das seine Spitze besonders gegen den Kai-
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