- Project Runeberg -  Nordisk tidskrift för bok- och biblioteksväsen / Årgång XI. 1924 /
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(1914-1935)
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122 BRUNO CLAUSSEN

nisse. Einmal ist die Zeit der Drucklegung, die bisher ebenso unsicher war
wie der Druckort, mit ziemlicher Bestimmtheit auf den Anfang der 80-ger
Jahre des 15. Jahrhunderts festgelegt, und ferner ist die Feststellung des
Druckorts nicht unwichtig für die niederdeutsche Sprachforschung, da der auch
sprachlich wichtige Text, dessen Neudruck schon lange geplant ist, auf
niederdeutschem Gebiet veröffentlicht wurde und nicht in dem ausserhalb dieses
Gebietes liegenden Merseburg.1 Aber diese Ergebnisse wären für die
Lübecker Buchdruckergeschichte ohne grosse Bedeutung, wenn wir dadurch
nicht auf eine andere Frage gelenkt würden: Wie kam der Calderinus-Drucker
dazu, das Buch des Nicolaus Russ, dessen ketzerischer Inhalt2 ihm nicht
verborgen bleiben konnte, zum Druck zu übernehmen? Der geschäftliche
Vorteil, der dem Drucker daraus erwuchs, hätte in keinem Verhältnis
gestanden zu der Gefahr, der er sich durch Übernahme des Druckes aussetzte.
Wir müssen also nach einem anderen Grund suchen, und da bleibt nur der,
dass der Drucker ein Freund oder Anhänger des Verfassers gewesen ist.
Zum Verständnis des Folgenden muss ich hier kurz einschalten, dass
Nicolaus Russ3, wahrscheinlich in Rostock geboren, am 9. Oktober 1477 an der
Rostocker Universität immatrikuliert wurde. Im Wintersemester 1479/80
erwarb er das Baccalauréat, 1485 die Magisterwürde. Er scheint später
auch an der Universität gelehrt zu haben. Von seinen Beziehungen zu den
Waldensern berichtet uns Flacius4, ferner dass er mit seinen Anhängern
heimliche Zusammenkünfte hielt. Bald nach 1514, wo er sein Testament
errichtete, wird er gestorben sein. Gegen seine Bücher richtete sich
besonders die Verfolgung, der sie nur dadurch entgingen, dass ein Anhänger
sie vergrub, bis sie nach der Reformation wieder ans Tageslicht kamen,
allerdings in vermodertem Zustand.5 Das ist in kurzen Zügen die
Lebensgeschichte des Nicolaus Russ, soweit sie hier in Betracht kommt. Es fragt
sich jetzt, welchen Drucker wir als Freund oder Anhänger des Russ in
Anspruch nehmen können, d. h. bei wem Beziehungen zu Russ nachweisbar
sind. Das kann nur Johann Snell sein, der wie an anderer Stelle6
nachgewiesen ist, jedenfalls im Jahr 1481 an der Rostocker Universität zusammen

1 Auch Lange, a. a. O., S. 4 weist schon auf den Widerspruch hin, dass dieses
niederdeutsche Buch so weit nach Süden gedruckt ist.

2 Nach Jos. MÜLLER in Zeitschrift d. Ges. f. Niedersächs. Kirchengeschichte, Jahrg.
1 (1896), S. 173 ff. handelt es sich bei Russ’ Buch um eine fast wörtliche Übersetzung aus
den Schriften des Johannes Huss.

3 Näheres s. Wiechmann-Hofmeister, a. a. O., Bd. 3, S. 183 ff.

4 Catalogus testium veritatis (Basel 1556), S. 1014 ff.

5 Die beiden erhaltenen Exemplare in Rostock u. Uppsala zeigen Spuren von Feuchtigkeit.
(î NTBB, 1904, S. 324 ff.

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