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BÜCHER- UND BIBLIOTHEKS GESCHICHTLICHE FORSCHUNGEN 93
Georg Eders Evangelische Inqvisition wahrer und falscher Religion, das zwei
verschiedene Supralibros mit Matthias Appelbaums Wappen trägt. Dieser
war Domherr in Liegnitz und Neisse, und ein grosser Teil seiner
Büchersammlung ist aus mehreren geplünderten Olmützer Bibliotheken nach Schweden
gekommen.1 Aus der Dietrichsteinschen Bibliothek auf Schloss Nikolsburg,
die als Kriegsbeute 1645 weggenommen und zugleich mit der Olmützer Beute
heimgebracht wurde, stammt ein Band, Décréta, constitutiones et articuli
regum inclyti regni Ungariae (Tirnaviae 1584, fol.), in den Adam
Dietrichstein, der Vater des berühmten Kardinals Franz von Dietrichstein, 1585 seinen
Namen eingeschrieben hat. Aus der gräflich Solms’schen Bibliothek auf
Sonnewalde im Kreise Luckau, die 1642 als Kriegsbeute nach Schweden
gebracht wurde und deren Reste jetzt in vielen schwedischen öffentlichen und
privaten Sammlungen, vor allem in der Lunder Universitätsbibliothek und
der Bielkesammlung in Skokloster,2 stehen, fand ich in Hamburg einen Band,
der von Otto von Solms auf der Leipziger Ostermesse 1598 eingekauft worden
ist.3 Ein paar Bücher mit Supralibros, die polnische Wappen zeigen, können
gleichfalls aus der Kriegsbeute stammen. Eins von diesen hat vermutlich
dem Jesuitenkolleg in Rawa gehört und ist ein Geschenk des Stifters des
Kollegs, vermutlich desselben, dessen Wappen auf den Deckel gestempelt
ist.4 Ein anderer Band hat ein polnisches Supralibros von 1558, das einem
polnischen Staatssekretär gehörte.5 Mit Pastor Joh. Chr. Wolfs 1739 der
Bibliothek vermachten grossen Büchersammlung ist in die Hamburger
Staatsbibliothek gekommen: Abraham Ortelius, Thesaurus geographicus (Antv. 1587,
fol.), der der Würzburger Universitätsbibliothek gehört hat, aus der, wie
erwähnt, eine bedeutende Anzahl Bücher während der schwedischen
Okkupation weggeführt wurde. Aus der Bibliotheca Wolfiana stammen auch viele
der früher erwähnten Bücher in Hamburg, die Kriegsbeutestücke aus Böhmen
und Mähren sind.
Von älteren deutschen Privatbibliotheken interessierte mich besonders
die grosse Büchersammlung, die zu Anfang des 17. Jahrhunderts Vincentius
1 Walde, zuletzt a. a. 0, 1, S. 231 f.
2 Walde, a. a. O., 1, S. 181—196.
3 Jacob Ayrers Historischer Processus iuris (Frankf. 1597). Auf den Rücken ist geschrieben Ac 1602,
wodurch das Jahr, in dem das Buch gebunden ist, angegeben wird (vgl. Walde, a. a. O., 1, S. 190 f.).
4 Augustinus Torniellus, Annales sacri et profani (Frankf. 1616, fol.) hat ein Supralibros mit adligem
Wappen und die Inschrift Inscrip. Cat. lib. Coll. Rav. Soc. Jesv ex 111: fundatore donatus. — Eine einzige
Arbeit aus diesem Jesuitenkolleg hat sich in Schweden, in der Stiftsbibliothek von Linköping, gefunden
und hat dieselbe Inschrift wie die oben genannte (Betänkande ang. läroverks- och landsbibliotek, S. 100).
5 Erasmus Opera, T. 6 (Basel 1541, fol.) hat auf dem Vorderdeckel den im Text erwähnten
Wappenstempel von 1558 und auf dem Hinterdeckel die Inschrift JOAN: chri: not: gnalis TKÄe sirad et s. R. MTÏS
SECRETARII.
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