- Project Runeberg -  Das Erkenntnisproblem in Hegels Philosophie, die Erkenntniskritik als Metaphysik /
232

(1912) [MARC] Author: Adolf Phalén
Table of Contents / Innehåll | << Previous | Next >>
  Project Runeberg | Catalog | Recent Changes | Donate | Comments? |   

Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - Seiten ...

scanned image

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Below is the raw OCR text from the above scanned image. Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan. Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!

This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.

232 A. Phalen,
verehren. Das ist die vollendete Religion, der sich objektiv ge-
wordene Begriff. Hier ist es offenbar, was Gott ist; er ist nicht
mehr ein Jenseits, ean Unbekanntes, denn er hat den Menchen
kundgetan, was er ist, und nicht bloss in einer äusserlichen Ge-
schichte, sondern im Bewusstsein. Wir haben also hier die Reli-
gion der Manifestation Gottes, indem Gott sich im endlichen Geiste
w^eiss»\ Gott weiss sich in dem endlichen Geiste, und der end-
liche Geist weiss sich in Gott. Da er aber in seinem Andern sich
weiss, ist sein Anderssein und damit seine eigene Endlichkeit auf-
gehoben. Der endliche Geist als in Gott sich wissend ist also
nicht endlich, indem er zugleich, da es ja doch der endliche Geist
ist, der in Gott sich weiss, auch endlich ist. Die Endlichkeit ist
aufgehoben und bewahrt, und dies bedeutet, wie oben gezeigt
worden, dass sie sowohl ist als nicht ist. Die abstrakte Möglich-
keit der Verbindung des Seins und des Nichtseins von etwas glaubt
ja Hegel bereits in dem Werden nachgewiesen zu haben. Es ist in-
dessen klar, dass man dann sagen kann, dass in der Religion das
Bewusstsein des Menschen von sich sowohl vorliegt als nicht vor-
liegt. Es liegt vor, insofern ja der endliche Geist sich seiner be-
wusst sein soll. Es liegt nicht vor, insofern der endliche Geist als
sich seiner bewusst nicht endlich ist. Dies ist dieselbe Sache, wie
dass in dem Begriff des Selbstbewusstseins der des Bewusstseins
sowohl bejaht als verneint ist. Dies hebt also nicht auf, dass es
in der Religion eben der Erkenntnisgegensatz ist, der aufgehoben
sein soll.
Die Religion ist jedoch nicht der absolute Geist in seiner
höchsten Form. Ihr Inhalt ist zwar die Wahrheit, die Subjekt-
Objektivität, Gott sich im Menschen wissend und der Mensch sich
in Gott wissend, dieser Inhalt ist aber in der Religion nur in der
Form der Vorstellung gegeben. »In der Philosophie erhält die
Religion ihre Rechtfertigung vom denkenden Bewusstsein aus.
Die unbefangene Frömmigkeit bedarf dessen nicht, sie nimmt die
Wahrheit als Autorität auf und empfindet die Befriedigung, Ver-
söhnung vermittelst dieser Wahrheit. Im Glauben ist wohl schon
der wahrhafte Inhalt, aber es fehlt ihm noch die Form des Den-
kens. Alle Formen, die wir früher betrachtet haben: Gefühl, Vor-
stellung, können den Inhalt der Wahrheit haben, aber sie selbst
sind nicht die wahrhafte Form, die den wahrhaften Inhalt notwen-
1 Phil, der Rel. II, S. 151—52.

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Project Runeberg, Sat Dec 9 22:52:36 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
https://runeberg.org/erkennt/0246.html

Valid HTML 4.0! All our files are DRM-free