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testantismus ist wahrhaft die um seine Einheit ftreitende
künftige Kirche. So ist das Ganze wieder auf dieser
Seite , wiewohl auf andere Weise.
Denn alle Gegensåge des Katholicismus und Protestan
tismus find innere Gegensåte in dem lekteren geblieben ,
In dem Subjecte selbst geregt, haben sie auch eine andere,
eine tiefere Bedeutung gewonnen. Es ist das Umschmelzen
dieser Gegensåße im Feuer des Geistes , was iegt in der
Welt vorgeht.
Hier moge es genügen , an zwei der hauptsächlichsten
Gegensåße des katholischen und protestantischen Christenthums
zu erinnern . Es ist der Gegensaß zwischen Tradition
und Schrift, und der weitere zwischen Glauben und
Wiffen .
Die Tradition fegt ein geschichtliches Leben voraus.
Sie ist nicht das einmal Ueberlieferte , was weiter keiner
Veränderung fähig ist. Dieses mag die todte Tradition feyn.
Die wahre ist die lebendige, die sich von Geschlecht zu-Ge
schlecht, fich selbst erneuernd , fortpflanzt. Die Verehrung
der Tradition in der Kirche stammt von der Wahrheit her,
daß das Christenthum eine sich selbst vervollkommende Re
ligion ist, die nicht mit einem Male ganz fertig da stand,
sondern aus scheinbar geringen Unfången ihren inneren
Reichthum entfalten sollte , wie im Reime schon der ganze
Baum liegt , und doch der Keim nicht der Baum ist.
Es ist die geschichtliche Entwickelung der Kirche, deren Er
gebnisse für Lehre und Leben die kirchliche Tradition festhålt.
Es giebt mehr als eine Art von Geschichte, und die
Tradition gestaltet sich auf verschiedenen Wegen anders :
anders in der Gefchichte des Staats , anders in der Ges
schichte der Wissenschaft , anders in der Geschichte der Reli:
gion. Die erste ist am meisten åußeren Einflüssen unterwors
fen ; die zweite geht mehr aus innerer Consequenz hervor;
die dritte ist weder bloß eine Geschichte des Shuns, noch
eine Geschichte des Wifiens. Sie ist vielmehr eine Ges
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