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Luther befangen blieb , daß nåmlich die menschliche Freiheit,
die er doch selbst auf den Kampfplak gerufen hatte, vor Gott
nicht bestehen könne, schon angedeutet. Schroffer noch, weil
weniger gemúthlich , trat dieser Gegensak (von Freiheit und
Nothwendigkeit) bei Calvin hervor, und er hat sich im Calvi
nismus und in den aus ihm hervorgegangenen Secten in
Ertremen eines fatalistischen Rigorismus und der subjectiv
sten Willkühr abgearbeitet , ohne zu einer innern Verstandi
gung zu kommen . Zulegt hatte die Religion ihre Macht über
die Gemüther verloren . Es trat nach den großen Reli
gionskriegen und besonders mit dem 18ten Jahrhunderte in
geistlichen Dingen ein provisorischer , zum Indifferentismus
fich neigender Zustand ein . Die wissenschaftliche Wirksamkeit
regte sich dagegen lebhaft nach allen Seiten hin , während
die Kirchen unter weltlicher Vormundschaft nur áußerlich
fortbestanden ,
Dieses religiose Provisorium hat in unseren Tagen
plóglich – ja gegen alle Wahrscheinlichkeit , wie sie selbst
auf der Höhe der Gewalt von den Mächtigen der Erde be:
rechnet werden konnte , ihre Endschaft erreicht. Ahnte man
wohl noch auf dem Wiener Congresse , daß die Religion ein
mal wieder bei den Völkern ein politisches Moment von
Bedeutung werden könnte ? Håtteman bei der leiseften Ahnung
davon wohl in diesem großen Compromiß dynastischer In
teressen fo oft verschiebene Confessionen unter eine Regies
rung zusammengebracht, als ob bei dergleichen Beginnen
nicht die mindeste Bedenklichkeit gewesen wäre ? Und doch
ist keine einzige dieser Zusammenseßungen ohne ernste Gefahr
geblieben . Ia felbft die alten Mosaikstaaten dieser Art
klaffen schon in den Fugen .
Mit dieser neuen Lebendigkeit der Confeffionen scheint
eine andere Erscheinung im Widerspruche zu stehen , indem
die Confeffionen nicht nur gegen einander sich bewegen , sons
dern eine jede auch innerlich mit sich selbst in Zwiespalt liegt.
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