- Project Runeberg -  Mindeskrift i anledning af hundredaaret for Japetus Steenstrups fødsel / XIX. Das Rentier in Europa zu den Zeiten Alexanders und Cæesars /
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(1914) Author: Hector Jungersen, Eugen Warming
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Die Kunde von den Gelonern, wie von der Geographie Skythiens überhaupt,
verdanken wir Herodot (um 450 v. Chr.), der in seinem vierten Buche Land und Volk
beschreibt. Selbst hatte er zwar die nördlichen Küstenländer des Schwarzen Meeres
besucht; der Hauptsache nach beruht aber seine Schilderung auf eingezogenen
Nachrichten wohl meist aus dem Munde reisender Kaufleute.

Nicht bei den Gelonern selbst, die Acker- und Gartenbau trieben[1] und wohl auch
Handel mit dem Pelzwerk des Landes getrieben haben dürften, sondern im Gebiete der
sie umgebenden Budiner[2] lebte das Rentier, wie auch Stephanos Byzantinos (gegen
Ende des 5. Jahrh. n. Chr.) die Angabe bei Aristoteles aufgefasst hat[3].

Die Budiner[4] waren ein grosses Volk, blond und helläugig; sie lebten in den dichten
Waldungen als Nomaden; ihre Sprache war von der der Geloner verschieden. Die Wälder
waren allerlei Art, und in dem dicksten Walde war ein See, in dem Fischottern und Biber
gefangen wurden. Es lebten hier auch noch »andere Tiere mit viereckigem Gesicht«
(θηρία τετραγωνο-πρόσωπα) deren Felle Pelzwerk lieferten[5].

Diese merkwürdigen Tiere waren gewiss die Rentiere. Wir haben oben gesehen,
dass Theophrast den Rentierkopf als »aus zwei Hirschgesichtern zusammengesetzt«,
d. h. bei gleicher Länge doppelt so breit als das Hirschgesicht, beschrieb. Bedenken
wir ferner, dass Herodot auf naturwissenschaftlichem Gebiete sich wie ein Laie
ausdrückt[6], und dass das Schimpfwort des Franzosen auf die Deutschen eben: »Tête carrée«
lautet, womit ja bloss auf die breitern Gesichter der Deutschen angespielt wird, klingt
der Ausdruck schon verständlicher. Aber den Namen Tarandos für das unbekannte,
merkwürdige Tier erwähnt Herodot nicht. Was er mit tetragonoprosopen, »viereckigen
Gesichtern« bezeichnet, nennt der Anthropologe bei Menschengesichtern »chamaiprosop«.
Dieses Merkmal passt zum Rentier gut.

Wir müssen jetzt an die Beantwortung der Frage gehen, in welcher Gegend denn
die Budiner, bei denen das Rentier lebte, wohnten
. Wie schwierig diese
Aufgabe ist, dürfte schon daraus hervorleuchten, dass H. H. von Schwerin, in seiner von
grosser Gelehrsamkeit zeugenden Arbeit über Herodots Darstellung von der Geographie
Europas, sich ausser Stande erklärte, diese interessante Aufgabe zu lösen und sie
deshalb liegen liess[7].


[1] Herodot IV, 109.
[2] Schon Herodot (IV, 109) macht darauf aufmerksam, dass die Budiner von den Hellenen oft
unrichtig Geloner genannt wurden. Man warf eben Skythen, Budiner und Geloner durcheinander.
[3] Stephanus: De urbibus. ed. Thomas de Pinedo. Amstelodami 1678. fol. S. 203, beim Worte
Gelonos.
[4] Herodot IV, 21, 108, 109.
[5] Herodot IV, 109.
[6] Herodots Tier- und Pflanzenbeschreibungen sind gewöhnlich schlecht und haben u. A.
Aristoteles zu manchen Fehlern veranlasst. Vgl. C. J. Sundevall: Die Thierarten des Aristoteles.
Stockholm 1863. S. 7 und 34.
[7] H. H. v. Schwerin: Herodots framställning af Europas geografi. Inaug.-Diss. Lund 1884. S. 206.

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