- Project Runeberg -  Mein Kriegstagebuch /
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(1915) [MARC] Author: Aage Madelung - Tema: War
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– 55 ^
Handkoffer habe. Mein Gastgeber kommt eigens, um
mich zu unterhalten. Sobald das Formelle erledigt ist,
sprechen wir natürlich vom Krieg. Alles beherrscht heute
der Krieg, alle sind am Kriege beteiligt, entweder noch
voll Hoffnung oder schon aus einer tiefen Wunde blu-
tend...
„Vor drei Wochen waren die Russen hier," erzählt der
Direktor. „Geraubt und geplündert haben sie, wo sie
eine Gelegenheit dazu fanden, sonst aber haben sie nichts
Böses getan, vielleicht, weil sie zu kurze Zeit hier waren,
um ihre Liebenswürdigkeit ganz zu entfalten. Möglicher-
weise rechnen sie damit, daß sie nochmals herkommen
und für die Häuser Verwendung haben. Hier, in der
Raffinerie, haben sie sogar Posten gestellt, damit nichts
geschehen solle. Ich war mit meiner Familie auf und
davongegangen, weil ich ihnen nicht traue. Jetzt arbeiten
wir wieder. Der Staat will es." Nach einer Pause sagt
er weiter: „20000 Polen kämpfen als Freiwillige gegen
die Russen. In voller Ausrüstung sind sie eingerückt,
nur die Waffen hat die Monarchie ihnen geliefert. Die
besten Familien haben Legionäre ins Feld gesandt.
Viele betrauern schon geliebte Söhne!..." Der Direk-
tor zieht eine Photographie aus der Tasche, das Bild
eines ganz jungen Mannes, mit weichen und knaben-
haften Zügen. „Gott sei Dank, er lebt noch!" sagt der
Vater, das Bild anschauend... „Wollen Sie es viel-
leicht als Erinnerung behalten?" „Ja, bitte, Sie be-
reiten mir eine Freude damit." „Seine Mutter ist
herzkrank. Ich glaubte nicht, daß sie es überleben würde,
als er durchbrannte, um sich als Legionär zu stellen.

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Project Runeberg, Sun Dec 10 13:22:38 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
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