- Project Runeberg -  Mein Kriegstagebuch /
175

(1915) [MARC] Author: Aage Madelung - Tema: War
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angespannten Starren durch das Glas, und die Finger
werden klamm. Endlich sehe ich die sich entwickelnde
Reserveformation, die sich langsam bergauf in die Länge
dehnt, um an geeigneter Stelle hinter den Schützen-
gräben bereit zu sein und sofort nachstoßen zu können,
wenn die ersten Reihen aus den eigenen in die feindlichen
Gräben hineinstürmen ...— „Es geht zu langsam! Es
ist schon acht Uhr! Weshalb entwickeln die Leute sich
nicht! Fernspruch, daß sie sich beeilen!" Es ist die Stimme
des Divisionärs, eine Stimme, die seit Kriegsbeginn die
Division in zahllosen blutigen Gefechten kommandiert
hat. Ich springe von meinem Versteck auf und salutiere.
Die Subordination ist mir durch den Krieg in Fleisch und
Blut gegangen. Will man dabei sein, muß man sich da-
nach benehmen. Der Divisionär kommt langsam den
Pfad entlang. Sein Gesicht ist gerötet, sein großer
Schnurrbart ganz vereist, als wäre er absichtlich nach den
hellen, graublauen, etwas kalten Augen gestimmt. Dar-
unter glühen die purpurroten Aufschläge auf dem feld-
grauen Mantel des Generals.
„Na, sind Sie auch da!" spricht der General mich an
und reicht mir die Hand. — „Exzellenz, ich danke für die
Erlaubnis, hier sein zu dürfen!" — „Bitte, solange Sie
wollen!" Weiter nach links gekommen, unterhält Exzel-
lenz sich mit dem kleinen Artilleriegeneral, und ich kann
nicht lassen, einige Betrachtungen anzustellen: Der Divi-
sionär ist etwa sechzig Jahre alt, macht aber einen viel jün-
geren Eindruck. Er ist als sehr scharf bekannt, schont aber
auch sich selbst nicht. Er besteigt mit Leichtigkeit eine steile,
700 Meter hohe, verschneite Kuppe und hält vom Morgen

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Project Runeberg, Sun Dec 10 13:22:38 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
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