- Project Runeberg -  Mein Kriegstagebuch /
187

(1915) [MARC] Author: Aage Madelung - Tema: War
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - Ritt im Kugelregen

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— 18/ —
Wir halten still und lauschen dem Ticken des Toten-
uhrschwarms. Vor uns führt der Weg, etwa zwei Kilo-
meter weit, schräg abwärts zum Talboden, wo das Dorf
liegt. Wir schweigen beide, mein Begleiter und ich, aber
schließlich muß etwas laut gesagt werden, etwas, woran
wir beide denken. — „Sie möchten also Ihren alten Ba-
taillonskommandeur gern begrüßen, Herr Leutnant?"
frage ich. — „Ja, ich hätte eigentlich nichts dagegen,
möchte aber nicht die Verantwortung übernehmen ...!"
Die Sekunden vergehen sehr langsam. Ich fühle, daß ich
an gar nichts denke, daß ich keine einzige bestimmte und
klar abgegrenzte Vorstellung von irgend etwas auf Erden
habe. Ich empfinde nur einen eigentümlich gehobenen
Zustand, so, als würde ich allmählich von der Steigerung
eines Rausches umfangen, von einer Leidenschaft, einer
Liebe oder unsagbaren Schönheit betört. Ich weiß nicht,
wie und wann es geschehen ist, daß ich von der Stelle, auf
der wir eben hielten, in scharfem Trabe vorreite, ich fühle
nur, daß ich das Pferd fest in der Hand habe, und daß ich
abwärts auf dem glatt gefrorenen Weg reite, was das
Zeug hält. Die Stollen der Hufeisen beißen schneidend
in das Eis. Das Pferd steht und geht gut,mit gehobenem
Kopf weitausgreifend dem Gewehrfeuer entgegen. Hin-
ter mir höre ich den Hufschlag meines Begleiters. Sonst
höre ich nichts, weil ich, der Kälte wegen, die Klappen
meiner Ledermütze über die Ohren gezogen habe.
Wir sind schon unten im Tale. Die ersten Häuser des
Dorfes schwimmen schattenumwogt vorüber. Der Weg
biegt plötzlich scharf nach links ab und geht wiederum sehr
steil in die Tiefe, so steil, daß das Pferd, trotz der geschärf-

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