195 (Die Kultur Schwedens in vorchristlicher Zeit)

Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - D. Der zweite Teil des jüngeren Eisenzeitalters (Vom Beginn des achten bis zur zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts.)

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Gebrauch wird auch nicht selten erwähnt. So lesen wir in der
Edda, wie Brunhild mit folgenden Worten Sigurd Fafnisbana
die Zaubergewalt der Runen lehrt:

Siegrunen sollst du wissen,
willst du Sieg erwerben,
ritzen auf des Schwertes Griff[1];
Andre ritz’ auf die Klinge
und zweimal rufe Tyr[2].

Sturmrunen sollst du wissen,
willst du dein Segelross
in der See geborgen haben.
Auf den Bug sollst du sie ritzen
und auf des Steuers Blatt.

Denkrunen sollst du wissen,
willst du weiser werden denn andre.
Odin hat diese Runen
selbst sich erdacht; u. s. w.

Das mit dem Christentum eingeführte lateinische Alphabet
hat den Gebrauch der Runen allmählich verdrängt. Eine grosse
Zahl noch erhaltener christlicher Grabsteine, Taufbecken,
Kirchenglocken, Räuchergefässe u. dergl. mit Runeninschriften beweisen
indess, dass der Gebrauch der Runen die Einführung des
Christentumes im Norden lange überlebte; in gewissen entlegenen
Gegenden erinnerte man sich ihrer noch nach der Reformation sehr
wohl, und auf die „Runenstäbe“, die Kalender früherer Zeiten,
wurden sie noch vor hundert Jahren eingeritzt. — Im
Mittelalter schrieb man hin und wieder sogar ganze Bücher in Runen,
wie z. B. das noch erhaltene Gesetz von Schonen aus dem 13.
Jahrhundert.

Der mit schönen Drachenschlingen reich verzierte
Runenstein, der in Fig. 189 abgebildet ist, steht bei Viggby im

[1] Bei Gilton in Kent im südöstlichen England hat man ein Schwert
gefunden, in dessen Griff Runen geritzt sind (s. auch S. 116).
[2] Tyr war der Name sowohl eines der Asagötter, wie auch der
Rune ᛏ.

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		Die Kultur Schwedens in vorchristlicher Zeit / 195 (1885) Author: Oscar Montelius Translator: Carl Appel Table of Contents / Innehåll \| << Previous \| Next >>
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