- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjuguandra årgången, 1922 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Vorchristliche Erlösungslehren

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VORCHRISTLICHE ERLÖSUNGSLEHREN

I I I

schaft inniger mit Gegenwart zu verbinden und sie mit der
Geschichte des Geisteslebens, und zwar unseres eigenen
Geisteslebens, unlöslich zu verknüpfen. Allbekannt ist ja die
Umstellung unseres Empfindens in den beiden letzten
Menschenaltern. Wir Philologen rühmten früher nur, wie wunderbar
schnell sich Denken und Empfinden, alle Wissenschaft und alle
Kunst im Volke der Griechen entwickelt habe, frei und doch
mit innerer Notwendigkeit. Ganz auf sich selbst gestellt
betrachteten wir es, und das Griechentum ward uns wie den
Klassikern unserer Literatur das echte und schöne Menschentum,
das Ziel, nach dem wir für uns selbst strebten, und oft genug
entnahmen wir, wie unsere Klassiker, aus uns selbst, was wir
in es hineinlegten. Jetzt ist eine andere, mehr historische
Betrachtungsweise daneben getreten, deren Grundgedanken ich
etwa so formulieren möchte: alles, was wir selbst an geistigem
Besitz haben, ist durch dies Griechentum und seine Fortsetzung
im Römertum hindurchgegangen, unsere Sprache, unsere
Begriffe sind so gebildet, bis heut haben nur Völker auf uns
wirken können, die durch dieselbe Schulung gegangen sind.
Besonders was wir der uralten Wiege der Weltkultur, Asien,
danken, wir haben es nur durch Vermittlung des Griechentums
empfangen und können es bis heut nur soweit aufnehmen, als
es in ihm sich ausdrücken konnte. In ihm haben all unsere
Geisteskämpfe Wurzel und Gegenbild. Die Kraft seiner Eigenart
hat es zu der Stellung des grossen Vermittlers zwischen Ost
und West, zum Hauptfaktor der grossen Okzidentalisierung
orientalischen Geistes- und Empfindungslebens gemacht. Recht
und Pflicht des klassischen Philologen ist es, diesen
Okziden-talisierungsprozess zu verfolgen, und nirgends tritt er klarer zu
Tage als in der Religionsgeschichte. Sie muss eine Philologie,
die ihre Aufgabe in diesem Sinne historisch fasst, in den
Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Gewiss bedarf der Altphilologe
dabei der Hilfe des Orientalisten einerseits, der des Theologen
andrerseits, aber er bringt doch auch etwas Eigenes mit, das
sie wieder ihren Zwecken nutzbar machen können, die
berufsmässige Schulung im Vergleichen und die tiefere Empfindung
für die Bedeutung der Sprache. Die Unzulänglichkeit und doch
zugleich die entscheidende Bedeutung, welche das Wort oder
Bild als Ausdruck des religiösen Empfindens hat, ist ihm von
vornherein gegenwärtig und selbstverständlich. Wird doch das

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