- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjuguandra årgången, 1922 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Vorchristliche Erlösungslehren

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VORCHRISTLICHE ERLÖSUNGSLEHREN I I I

letzter Stelle begegnet: die grosse Seele, der Inbegriff aller
Seelen, wobei ich freilich hinzufügen muss, dass jede dieser
Volksreligionen bei dem Begriff Seele nur an die Gläubigen und
nur an den eigenen Stamm denkt und sich tiber die
Angehörigen anderer Religionen und Stämme gar keine Gedanken
macht. Dieser Inbegriff aller Seelen, zugleich ein ganz
persönliches Wesen, gibt der materiellen Welt erst das Leben;
entweicht dies Wesen, so bricht die Welt zusammen. So kennen,
wie ich gleich vorausnehme, einzelne dieser Religionen denn
auch den Begriff das grosse Leben und in charakteristischem
Wechsel damit den Plural die Leben als Bezeichnung Gottes,
und zwar eines ganz persönlich gedachten Gottes. Und doch
ist auch das Leben in mir, der Einzelperson, oder die Seele in
mir etwas Göttliches und erfährt als Teil alles das, was das
Ganze erfährt. Dies m)<-stische Verhältnis zwischen Einzelheit
und Gesamtheit bildet Grundlage und Grundproblem für eine
Reihe innerasiatischer Religionen, eben die eigentlichen
Erlösungsreligionen, von der frühsten indischen Spekulation an
bis tief hinein in das Christentum, und wenigstens beiläufig
darf ich erwähnen, dass diese eigentümliche Vorstellung einer
Gesamtseele, an der das Leben der Welt hängt und deren
Geschick jede einzelne Seele mit erlebt, mir vor etwa zwölf
Jahren den Ausgangspunkt dieser ganzen Untersuchungen gab.
Liegt sie doch einer allbekannten lateinischen Erzählung zu
Grunde, dem sogenannten Märchen von Eros und Psyche, das
Raffaël in den Fresken der Farnesina und Canova in der
bekannten Marmorgruppe dargestellt hat. Vorläufer beider Künstler
fand ich bei der Durchmusterung der Werke
hellenistisch-ägyptischer Kleinkunst schon Jahrhunderte vor der Abfassung der
lateinischen Dichtung und fand den gleichen Grundgedanken
in fast all jenen Mischungen des jungen Christentums mit
orientalischem Volksglauben, die man unter der Kennzeichnung
Gnosis, das heisst Erkenntnis Gottes, zusammenfasst. Schon
der Theologe W. Bousset hatte in seinem ihnen gewidmeten
Buch darauf hingewiesen, dass die Lehre von der Erlösung,
einer Erlösung durch unmittelbare Erkenntnis, in ihnen nicht
christlich, sondern heidnisch sei. Jetzt können wir sogar die
Religion bestimmen, der sie entstammt: schon die ältesten, von
Prof. Andreas übersetzten Lieder des orthodoxpersischen Avesta,
Lieder, die man mit einem gewissen Recht bis auf Zarathustra

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