- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjuguandra årgången, 1922 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Vorchristliche Erlösungslehren

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HO

R. REITZENSTE1N

in den Zarathustrismus zurückverfolgen, ja vielleicht Parallelen
in dem paulinischen Christusglauben, in der
hellenistisch-ägyptischen Hermetik und selbst in der althellenischen Orphik
aufweisen. Aus dem Buddhismus könnte ihn Mani gar nicht haben,
weil in ihm die beiden Grundlagen dieses Glaubens entweder
völlig fehlen oder doch in das Dunkel zurückgedrängt sind: der
Begriff des Selbst (oder Ich) und die Vorstellung eines
persönlichen Gottes. Nur viel ältere indische Spekulationen, die auf
Mani schwerlich mehr wirken konnten, geben Gegenbilder, die
freilich wunderbar genau entsprechen. Lebt doch — worauf
mich zuerst Frau Luise Troje hinwies — nach ihnen in jedem
von uns gefesselt und berauscht in Schlummer versunken der
Mann (Urmensch) als unser Selbst. Erst wenn er erweckt wird
und erkennt, dass er eigentlich das Selbst des Alis, das
geistige Prinzip und das Wissen, ist und mit dem Körper und der
Welt gar nichts zu tun hat, weil er einem ganz anderen Reiche
angehört, ist seine Vereinigung mit Gott, sein Aufgehen im All
und seine Befreiung vom Leid bewirkt. Wir ahnen alte
Wechselwirkungen religiöser Spekulation zwischen dem Iran und
Indien; die älteste Form ein und desselben Erlösungsglaubens
scheint uns in zwei Volksindividualitäten sich widerspiegelnd
vorzuliegen. Seine ursprünglichen Bildungselemente können wir
vielleicht wenigstens annähernd erkennen.

Was ist zunächst das Selbst oder Ich, jener ganz
eigentümliche Grundbegriff dieser Gedankenreihen f Eine beiläufige
Bemerkung Jakob Wackernagels machte mich zuerst darauf
aufmerksam, die Sprache selbst zeige uns bei vielen Völkern, dass
man, als man zuerst über die Tatsache nachsann, dass in uns
ein unsichtbares Geistes- und Lebensprinzip waltet, das Selbst
oder Ich des Menschen zunächst im Körper gesucht hat; er ist
das Selbst, die Person; die Seele ist nur der von aussen
gekommene Hauch oder Odem, der ihn beim Tode wieder verlässt.
Immer neue Bestätigungen haben sich mir seitdem dafür
geboten. Gerade weil die Seele nun nicht das Selbst des
Menschen bildet, wird sie als allgemein wirkende Kraft empfunden.
Aber auch der Körper bietet dem erwachenden Denken ein
Rätsel: er ist Einheit und Vielheit zugleich; die fünf Glieder, die
man zunächst scheidet, Kopf, Arme und Beine, sind jedes ein
Ding für sich, aber zusammen nur Werkzeuge eines sechsten,
des Selbst, das dabei als das Ganze erscheint. Im Innern muss

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