- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjuguandra årgången, 1922 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Vorchristliche Erlösungslehren

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r. reitzenstein

einen, der Unwissenheit in der andern.1 Die höchste Stufe
dieser dualistischen Religiosität ist dann die Verbindung des
sittlich Guten mit dem einen, des sittlich Bösen mit der andern.2
Alle diese Stufen einer wahrscheinlich langen Entwicklung
halten sich in einem Volke neben einander, doch in verschiedener
Höhenlage; die alten Bilder bleiben dabei und gehen von
einem Grundbegriff auf den andern über, ja sie übertragen sich
von Volk zu Volk, von Religion zu Religion. Noch im
Christentum geht der Böse umher wie der brüllende Löwe und hat
Christus dem Tode die Krallen abgebrochen, wie Marduk in
einem altbabylonischen Liede. Dass grade das sittliche
Empfinden des Iraniers ihn zu dem Glauben zwingt, dass in dem

wichtige Rolle spielen (in der brennenden Wüstensonne wird gerade die
Nacht das Erquickende, das Leben erhaltende, also Göttliche; gerade in dem
Dunkel der Unterwelt kann man vielleicht doch eine neue Sonne, die
Totensonne, finden).

1 Eine Steigerungsform und zugleich bewusste Gegensatzbildung ist es,
wenn für Paulus die Weisheit der Menschen Torheit vor Gott ist, wie
umgekehrt für den »natürlichen Menschen» Gottes Offenbarung (Weisheit)
Torheit ist. Das ist nicht mehr das Empfinden des frommen Griechen, dass alle
Menschenweisheit doch hilflos ist; es ist die Durchführung eines absoluten

Gegensatzes zwischen Mensch und Gott.

3 Natürlich meine ich damit nicht, dass die Gleichsetzung der Begrifle

Gott und Gut nur im Dualismus möglich und nur aus ihm zu erklären ist.
Aber nur, wo diese Stufe erreicht ist, kann der Dualismus seine volle Kraft
gewinnen. Für die Gegensatzbildungen, die sich auch hier, wenn auch unter
gewissen Modifikationen, entwickeln und mit wunderbarer Zähigkeit erhalten,
scheint mir besonders lehrreich die Rolle, welche die babylonischen
Hauptgottheiten noch in der spätmanichäischen Literatur spielen (ähnlich wie der
persische Prophet Zarathustra noch unter hellenistischer und römischer
Herrschaft in der babylonischen Tradition): sie sind die Diener oder gar die
Verkörperungen des Bösen. Der Antichrist — ursprünglich sicher keine jüdische

Vorstellung — war tatsächlich zunächst in einem dualistisch empfindenden
Volk der Gott des Nachbarreiches. Wenn noch in dem von den Albigensern
benutzten Evangelium (vgl. über es Badham und Conybeare, Hibbert Journal

1913, S. 805 ff.) Johannes der Täufer als der Oberste der Dämonen, der welt-

beherrschende böse Aion oder der Abgesandte des Satans und Antichrist
erscheint (Döllinger, Sektengeschichte des Mittelalters II 65, 90, 155, 267, 283

u. s. w.), so folgt daraus ohne weiteres, dass er zu der Zeit, als dies
Evangelium entstand, in einer rivalisierenden Sekte als Gottwesen und als der
erhoffte Messias verehrt wurde. Man hatte etwas Derartiges ja schon aus der

Polemik in den neutestamentlichen Schriften und aus älteren Zeugnissen

erschlossen. Wenn Ed. Meyer (Ursprung und Anfänge des Christentums

II 406 A. 3) sie bestreitet, so kann ich das nur daraus erklären, dass er selbst
sie früher ganz übersehen hatte.

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