- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjuguandra årgången, 1922 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Vorchristliche Erlösungslehren

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vorchristliche erlösungslehriin 12 1

unabsehbar langen Kampfe von Gut und Böse, Leben und
Tod das erstere einmal endgültig siegt, das letztere vernichtet
wird und selbst der Gottesteil, der von ihm verschlungen war,
wieder befreit wird, brauche ich kaum nochmals zu betonen
oder durch einen neuen Verweis, dass grade dieser Gedanke
der so nahe verwandten indischen Spekulation vollkommen fehlt,
nochmals hervorzuheben. Diese Verankerung der Religion in
der Ethik und dieser starkmütige Optimismus ist auch bei Mani
geblieben, ja erstere ist noch gesteigert. Während in den
zara-thustrischen Liedern eine Wesensverwandtschaft von Sünde und
Tod nur dunkel angedeutet ist, wird sie bei Mani lehrhaft
ausgesprochen und in krausen Mythologemen begründet: die
vollkommene Sünde ist der Tod. Aber nicht einmal das ist sein
eigener Zusatz; in viel älteren, iranisch beeinflussten Schriften
lässt sich dieser Gedanke, der ursprünglich wohl aus seinem
Gegenstück »das vollkommen Gute ist das Leben» zu begreifen
ist, nachweisen. Der rein iranische Charakter seiner Religion
— oder besser seiner Frömmigkeit, denn sie bleibt ja wohl für
jede Religion das Entscheidende — ist damit wohl klar, und klar
sind hoffentlich auch die Grundlagen dieser Erlösungsreligion
geworden: die völlige Wesensgleichheit der Seele mit Gott, ihre
Loslösung, ja völlige Trennung durch eine widergöttliche
Gewalt, ihre Wiedervereinigung mit ihm, sobald sie sich ihrer selbst
wieder bewusst wird. Denn die Erlösung ist nichts als ein
Kommen des Lichtes in die Finsternis, des Wissens in die
Unwissenheit, des Guten in das Böse, des Lebens in den Tod.
Von zwei Hälften, die zusammengehören und doch getrennt
waren, befreit die eine die andere, Erlöser und Erlöster sind im
Grunde eins, einer ist das Abbild des andern. Der Dualismus
ist nur die Übergangsstufe für einen zukünftigen Monismus.
Man mag im Einzelfalle über die seltsamen, unserem
abendländischen Denken kaum fassbaren Spekulationen den Kopf
schütteln, die mit ungeschultem Denken tiefes Empfinden rechtfertigen
wollen, aber sie verächtlich bei Seite schieben heisst sich selbst
das Verständnis für die grösste Bewegung der uns bekannten
Geistesgeschichte verschliessen. Der sittliche Ernst hat diesem
ungeschulten Denken die gewaltige Wirkung gegeben.

Kürzer kann ich mich bei der zweiten der von mir
erwähnten Religionen fassen, der mandäischen, deren Urkunden
ebenfalls erst in neuster Zeit und erst zum Teil erschlossen

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