- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjuguandra årgången, 1922 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Vorchristliche Erlösungslehren

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vorchristliche erlösungslehriin

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sind. Der dem Zarathustra angeglichene Prophet, den die
altgläubigen Kreise seines Volkes als Abtrünnigen betrachten,
holt jene Stämme aus dem Totenreich zurück und überwindet
oder tötet, um sie zu erretten, den schrecklichen Drachen, den
Dämon des Todes. Und wie er hierin dem Zarathustra gleicht,
der sein Selbst zur Heimat zurückführt, so durchwandert in
einem andern Stück dieser Literatur Baruch die Himmel, wie
es in einer Anzahl iranischer Apokalypsen, die sich durch
mani-chäische Fragmente zu mehren beginnt, der Bote Gottes, der
Prophet, tut. Und wieder hieraus verstehen wir die
Henoch-bücher, welche jenen Frommen der Urzeit durch die Himmel
führen, ihm die Welterneuerung und die Auferstehung der
Gerechten offenbaren und ihn endlich selbst zu jenem Gottwesen
»Mensch» werden lassen. In all diesen Schriften sind nicht nur
die Grundgedanken und literarischen Motive, sondern auch eine
Fülle in ihnen zweckloser Einzelschilderungen iranischer
religiöser Literatur entnommen, aber sie berühren sich sehr viel
enger mit der mandäischen und manichäischen Literatur als mit
dem Avesta der orthodoxen Parsen. Sieht doch Henoch selbst
die Himmelskleider und Lichtkronen, die für die zukünftigen
Frommen im Himmel aufbewahrt werden, wie das die
mandäischen Texte mehrfach versichern. Eine Ahnung von einer
Unsterblichkeit der Einzelseele könnte sich dabei lediglich in
der Umschaffung des Henoch zu dem Menschen zeigen, und
selbst hierbei würde ich fürchten, zu modern zu deuten, eine
ausnahmsweise gewährte Entrückung eines einzelnen bei
Lebzeiten oder nach dem Tode kann für sich erhoffen, auch wer
nicht an eine allgemeine Unsterblichkeit der Seele glaubt.
Sonst handelt es sich in dieser spätjüdischen Literatur immer
um eine Gesamtheit, den Stamm der Seelen, das wirkliche Volk
Gottes. Ich glaube, dass gerade jene Unklarheit des iranischen
Seelen- und Erlösungsbegriffes seine Übernahme ins Judentum
ermöglicht hat. Es ist charakteristisch, dass noch später gerade
die judenchristlichen Sekten Christus als die Weltseele, also die
grosse Seele, oder als den Urmenschen (Adam) betrachten, der
in immer wechselnder Gestalt lehrend und erlösend die
Zeitalter durchwandert — lauter uns jetzt bekannte Vorstellungen.
Wichtig ist ferner, dass die iranische Begründung des
Erlösungsgedankens, dass die Seele ein Teil Gottes ist, ganz fortgefallen
ist. Entlehnungen können wir ja immer daran am besten er-

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