- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjuguandra årgången, 1922 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Vorchristliche Erlösungslehren

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vorchristliche erlösungslehriin

12 1

tesferne1 kaum begreiflicher Gottesnähe fühlt er sich selbst,
und in sie kann nach seinem Wort jeder eintreten, der den
ernsten Willen dazu hat; nicht Meditation, nicht Ekstase
begründet sie, sie soll das ganze Leben umschliessen. Der Ernst
der jüdischen Ethik bleibt nicht nur, sondern vertieft sich, weil
Ziel und Begründung sich verschoben haben. Nicht
Gerechtigkeit und Gesetz bilden den Grundton dieser Religiosität, noch
weniger freilich eine Uberzeugung von einer Wesensgleichheit
Gottes und der Seele, die Gott veranlassen müsste, sie als Teil
von sich zu erretten. Wurzelte schon die Hoffnung der
Psalmisten und letzten Propheten in dem unendlichen Erbarmen
Gottes, so schaffen für Jesus dessen freie Liebe einerseits und
die volle Hingabe des Menschen andrerseits eine
Zusammengehörigkeit, die gar nicht mit diesem Leben schliessen kann. So
malt sich für mein Verständnis in dem Personenbild der ältesten
Berichte die Lehre Jesu, und dass sie durch die volle
Individualisierung der Heilshoffnung notwendig entnationalisiert werden
musste, dass tatsächlich mit der neuen Art der Empfindung des
Verhältnisses von Gott und Mensch eine neue Religion
entstanden ist, möchte ich als Philologe vor Theologen nicht ausführen.
Aber man kann das in voller Tiefe empfinden und dennoch
sagen: ohne jene Beeinflussung des Spätjudentums durch die
iranische Frömmigkeit und selbst durch die Formen, die sie in
der Nachbarschaft des Judentums schon angenommen hat, hätte
diese neue Religion sich entweder nicht bilden oder wenigstens
nicht Gläubige gewinnen können. Wie hätte auch nur die
Selbstbezeichnung Jesu in allen Evangelien »der Menschensohn»
(richtiger übersetzt: der Mensch) bei seinen Hörern Verständnis
finden können, wenn sich nicht in weiten jüdischen Kreisen an
jenes Rätselwort schon die Vorstellungen angeknüpft hätten, die
wir in dem nichtchristlichen Erlösungsglauben gefunden haben.
Sie allein erklären die viel umstrittenen Evangelienstellen und
erklären sie restlos.

Wie stark gerade in judenchristlichen Gemeinden und
Sekten die Auffassung des Christus (Messias) von jenem
Allgemeinbegriff der Seele beeinfiusst ist, habe ich oben schon flüchtig

1 Man denke an das Weltbild der Mandäer; und nicht an es allein. Aus
dem Gefühl der Gottesferne erst erwächst im Judentum das Gefühl für die
zwei Weltepochen und die heisse Sehnsucht nach der neuen.

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