- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjuguandra årgången, 1922 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Vorchristliche Erlösungslehren

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r. reitzenstein

Aber auch in dem neuen Testament, dem diese Hoffnung so
unendlich viel bedeutet, finde ich für das Wort Psyche in seinem
Vollsinn nur wenige Belege. Erst im Abendland und bei dem
Eindringen der neuen Religion in die besser gebildeten Kreise
wird es zum festen Begriff, und zwar im griechischen Sinne;
immer zahlreicher werden die Aussagen über die Seele, die jetzt
immer die Einzelseele ist, bis endlich für Augustin die Frage
nach dem Wesen der Seele und Gottes, das heisst des
Menschen und Gottes, der Hauptgegenstand alles religiösen Sinnens
wird. Der mittelbare und unmittelbare Einfhiss Piatos auf diese
Entwicklung ist handgreiflich. Das Griechentum hat für das
orientalische religiöse Empfinden zunächst die Begriffe und
Denkformen, dann die Ausbildung einer Weltanschauung und
endlich die einer neuen Spekulation geboten, die entscheidende
Leistung für die Entwicklung der abendländischen Kultur und
.damit für unser Geistesleben. Erst dadurch tritt jene
Verbindung und Spannung von Glauben und Wissen, jene
Zusammenwirkung und Gegenwirkung von Forschung und Religion ein,
die unser Empfinden immer fordert und die für es
charakteristisch ist. Und wieder trägt in der Entwicklung in die so
umgestaltete Religion jedes Volk seine Individualität herein; trotz
aller seiner Hellenisierung bringt das römische eine neue
Färbung, wie trotz der Romanisierung seines Klerus später das
germanische und wie in kleinerem Masse jede einzelne starke
reli-ligiöse Persönlichkeit. Wie das Feuer nach dem Worte eines
alten Griechen mit jedem neuen Stoff, den man hineinwirft, ein
anderes wird, so die Religiosität als Ganzes und so jede
Einzelreligion. Nur dann haben wir das Recht von einer
Religionsgeschichte zu reden, wenn wir auch die Einzelreligion nicht als
einmal geschaffenes und seinem Wesen nach immer gleiches
Objekt betrachten, sondern in ihren durch den menschlichen
Stoff bedingten ewigen Wandlungen.

Das sind Sätze, die an sich jeder kennt und niemand
bestreitet. Aber befolgen wir sie auch wirklich? Unsere
Lehrbücher der Religionsgeschichte können ja nicht anders, sie
müssen uns die einzelnen Religionen in gesonderter Betrachtung,
meist sogar von verschiedenen Gelehrten geschildert vorführen.
Eine Religionsgeschichte ist das so wenig wie die neben
einander gestellten Bände mit den Geschichten der grossen
Kulturvölker eine Weltgeschichte darstellen. Auch wir Religionshisto-

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