- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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’S2 R. R EITZEN STEIN

beschränkt von Volk zu Volk. Aber da sie an sich auch
unabhängig in vielen Völkern entstehen konnten, bleibt die Geschichte
dieser Wanderungen für uns unbestimmbar und für die Religion
selbst haben sie geringeren Wert. Nie ergibt eine Summe von
Bildern für Natureindrücke eine Religion, und auch die
Gesamtsumme der Einzelsagen eines Volkes ergibt für dessen Religion
noch recht wenig, solange uns nicht ein Zusammenschluss vieler
unter einem Gesichtspunkt die leitende Idee erfassen lässt. Erst
sie bietet die Möglichkeit, Entlehnungen wirklich nachzuweisen.
Ein einheitlich ausgerundeter Komplex von Vorstellungen, eine
Art Kunstwerk, entsteht nicht zweimal unabhängig von einander;
so hat die religionsgeschichtliche Untersuchung von dem
Kunstwerk, nicht aber von dem einzelnen Werkstück auszugehen,
das heisst bei den Ideen einer ausgebildeten Religion zunächst
von den Ideen anderer ausgebildeter Religionen. Auch diese Ideen
wandern ja von Volk zu Volk, in der Regel vorbereitet und getragen
durch die Uebernahme mythischer Bilder und einzelner Erzählungen,
die oft bis zur Uebernahme künstlerischer Typen oder sakraler
Texte führt.

Treten wir mit diesen Gesichtspunkten an das von Olrik
analysierte Gedicht der nordischen Sibylle heran, so müssen wir von
vornherein bedenken, dass es sich bei ihm nicht um Sage im
gewöhnlichen Sinn, sondern um eine Apokalypse handelt, zugleich
freilich um ein gewaltiges Dichtwerk. Meistert der Dichter den
überlieferten Stoff nur nach künstlerischem Empfinden, auch er
freilich um so stärker eingreifend, je kräftiger seine
Persönlichkeit ist, so tritt für den Apokalyptiker, also Propheten noch das
religiöse Interesse, der Wille, den Glauben seines Volkes zu
beeinflussen und bei aller Abhängigkeit von der Tradition1 auch Neues
und Eigenstes zu bieten, hinzu und steigert den individuellen
Charakter seines Werkes. Ich erinnere kurz an den Inhalt dieses
Teiles der Dichtung.

Hahnenschrei verkündet der Himmelswelt und den
Unterirdischen den Anbruch des letzten Welttages. Da erliegt Baldr
dem Geschoss des blinden Bruders, da wird zur Strafe dieser getötet

1 Für die orientalischen Apokalypsen mit Recht hervorgehoben von
Gunkel, Schöpfung und Chaos, 252 ff. und Bousset, Der Antichrist, S. 3 ff.
Aber hier handelt es sich meist um handwerkmässige Produktion, und
auch hier ist der Apokalyptiker in der Auswahl der Traditionen, eigener
und fremder, frei.

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