- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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1.34

R. REITZENSTF.IN

gefallenen Feinde trägt der Unterweltsadler in sie herab und
versinkt mit ihnen.

Dass dieser ganze Schluss, also die neue Erde und jener
Mächtige von oben christlichem Glauben entspricht und nicht
ursprünglich ist, wird man Olrik ohne weiteres zugeben; ob er unmittelbar
dem Christentum oder einer ihm nahestehenden Gemeinschaft
entnommen ist, wird später zu erörtern sein. Und Recht hat Olrik
jedenfalls in der Beobachtung, dass der Dichter in der Beschreibung
der Götterfeinde verschiedene Traditionen verschmilzt, um seinem
Liede Wucht und Grösse zu geben, und neben dem ästhetischen
wirkt auch ein religiöses Motiv. Jede Apokalypse verbindet
verschiedene Traditionen. Aus mancherlei Quellen ist der Stoff
zusammengeflossen und berechtigt ist die Forderung, dass sich
seine Einzelzüge durch Anspielungen in andern nordischen Liedern,
durch bildliche Darstellungen, endlich durch Sagen oder Märchen
der nordischen oder ihnen verwandter Völker als alt oder gar
ursprünglich ausweisen müssen. Die verschiedenen
Möglichkeiten der Übertragung auch fremdbürtiger Bestandteile möchte
ich dabei zunächst ins Auge fassen.

Ich kehre noch einmal zu der Einleitung zurück. Schon in
der Formung des Bildes für einen Naturvorgang und noch mehr
in der Erklärung in der ersten und einfachsten Gestaltung des
Mythos wirkt neben dem religiösen ein künstlerischer Trieb mit.
Legen wir gar, wie das unsere Methode verlangt, den ausgebildeten,
um eine bestimmte göttliche Persönlichkeit krystallisierten Mythos
zu gründe, so ist das Zusammenwirken beider handgreiflich. Der
Mythos wird zur mündlichen oder schriftlichen Literatur, zum
gewollten Kunstwerk, er strebt über die religiöse Wirkung hinaus,
will unterhalten, wird zur willkürlich umgebildeten Legende oder
Märe, ja zum Märchen und ist damit von der Gebundenheit an
eine Religion oder ein Volk völlig befreit. Freilich kann er auch
in dieser Form vom religiösen Denken wieder aufgegriffen werden.
Zwei Beispiele mögen das verdeutlichen. Ein bei den Mandäern,
einer kleinen Religionsgemeinschaft am untern Euphrat, in der
Totenliturgie erhaltener, in Uebersetzung leider noch nicht
veröffentlichter Mythos von einem Gott, der als kleines Kind von
seinen Eltern aus dem Himmel zur Erde oder Hölle entsendet
wird, um von ihr den verlorenen Lichtteil, die Menschenseele,
zurückzuholen und selbst für diese Heldentat ewigen Lohn zu er-

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