Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>
Below is the raw OCR text
from the above scanned image.
Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan.
Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!
This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.
WELTUNTERGANGS VORSTELLUNGEN
1 5 ’
Anschauungen wohl besonders hervorgetreten: dem einen
göttlichen Urprinzip kann gedankenmässig nur ein einziges
widergöttliches entsprechen. Und doch nennen die Schilderungen immer
zwei Gegner, Angra Mainyu und die Schlange, und erwähnen,
wie wir sahen, zwei Kämpfe, genau wie das in so vielem
übereinstimmende nordische Gedicht, ja die ganze nordische Sage. Schon
das weist über die Reform Zarathustras hinaus in frühe, uns
unbekannte Vorzeit.1 Sind doch auch begrifflich Angra Mainyu, der
ganz Tod ist, und die Schlange kaum geschieden2, und selbst die
bildlichen Vorstellungen fliessen, wie mich Prof. Junker gütig
belehrte, in einander; auch das böse Prinzip selbst erscheint
»schlan-gengestaltig».3 Es ist durchaus möglich, ja wahrscheinlich, dass
1 Man könnte an das Paar Tiåmat und Kingu denken, das sehr viel
später die mandäischen Vorstellungen von Rühä und Ur und die
manichäischen von der ersten Ordnung der Welt fühlbar beeinflusst. Aber alles das
bliebe zur Zeit noch müssiges Raten.
2 Auch Ahriman ist Hades, Todesgott, wie die Himmels- oder
Unterweltsschlange; auch er verschlingt den Helden, wie in den christlichen
Legenden der Teufel den Märtyrer. Das Christentum scheidet ja noch
weniger zwischen Tod und Teufel, behält aber die Zweiheit bei.
3 Im Bundahisn erscheint Ahriman als Zerstörer in Schlangengestalt
(Iusti Bd. c. 3, Gr. Bd. fol. 23 a »Azis-gestaltig — oder Azis-Schlangengestaltig
— sprang er vom Himmel auf die — oder diese — Erde», so Junker).
Daneben freilich findet sich als Beschreibung »Fliegen-gestaltig drang er in die
ganze Schöpfung ein». Beidemal könnte man allerdings auch übersetzen
»nach Art der Schlange, bzw. der Fliege». Bildliche Vorstellung und
Vergleich lassen sich nicht trennen. Das zeigt,- wie ich hinzufüge, die
manichä-ische Beschreibung (Flügel, Mani, S. 86, vgl. 193), nach welcher Ahrimans
Haupt wie das eines Löwen, sein Leib wie der einer Drachen, seine Flügel
wie die Flügel eines Vogels, sein Schwanz wie der Schwanz eines grossen
Fisches und seine Füsse wie die der kriechenden Tiere sind; die Mandäer
haben die gleiche Vorstellung (Brandt, Mandäische Schriften, S. 226). Die
Fünfzahl der Formen, die hier von Bedeutung ist, weil sie der Fünfzahl
der materiellen Elemente entspricht (vgl. Augustin bei Flügel), kehrt
wieder in der Beschreibung des Todesdämons in der Tefnutlegende,
(Reitzenstein, Die griechische Tefnut-Legende, Sitzungsber. d. Heidelberger
Akademie, 1923, Abh. 2, S. 18 u. 20), die in dieser Form wenigstens bis in den
Anfang unserer Zeitrechnung zurückgeht, ist aber jedenfalls beträchtlich
älter. Bei der Weltverbrennung (Justi Bd. 31) heisst es dann: Pas 2 druz
früz münind Ahriman u Äz. Ohrmazd ö gë&ly iiyëS xvaS zOS-r. GoHhr-mür pa
ön fiyöxäust söclhèd: »darauf werden 2 druz zurückbleiben, Ahriman und Az.
Ormuzd wird selbst als Opferpriester in die Welt kommen. Die Göcihr-Schlange
wird in dem Metall verbrannt werden» (so Prof. Junker .jetzt; die Passivform
steht in der Handschrift p. 227, 12 Ankles.). Die Schlange Az ist also mit
der Göcihr-Schlange (der Himmelsschlange) gleichgesetzt; sie allein wird ver-
<< prev. page << föreg. sida << >> nästa sida >> next page >>