- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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R. REITZENSTF.IN

mythos, bzw. ein Märchen ist von Priestern des frühen Mittelalters
in Gebrauch genommen worden und hat eine religiöse Einleitung
erhalten. Den Volksmythos findet er in den Heldenliedern der
Tataren Mittelasiens wieder, die noch jetzt berichten, dass ein
unversehens in den geöffneten Schlund der Hölle hineingeratener
Held zunächst den Schlangenherrscher und dann das Raubtier
oder den Wildstier mit den ungeheuren Hauzähnen (auch bei den
Juden wird der Behemot als Gegner Gottes zum Stier) tötet, die
mit der Unterlippe die Erde, mit der Oberlippe den Himmel
berühren. Der Held pflöckt sie da fest, tritt hinein und befreit so die in
seinem Bauch Eingeschlossenen. Die Uebereinstimmung mit der
serbischen Erzählung wird nicht erklärt. Die Religionsgeschichte,
die von der Entwicklung geschichtlich bekannter Religionen
ausgeht, stellt zunächst fest, dass die Turfan-Urkunden uns zeigen,
dass tatarisch-türkische Stämme in Mittelasien den Manichäismus
angenommen haben wie in Europa die Balkan-Slaven.1 Auf
iranischen Einfluss weist bei jenen schon, dass als Gegnerin auch eine
ungeheure Steppenfliege vorkommt, die Erscheinungsform oder
Dienerin des Ahriman4, und dass für den Helden auch die
Königstochter, die Lichtjungfrau der Manichäer eintritt, bei diesen, dass
der Pakt zwischen Gott und Teufel im Parsismus, die Ueberlegungen
Gottes, dass er zum Kampf eines Sohnes bedarf, im Manichäismus
wiederkehren. Beide bieten nicht Märchen oder Mythos, sondern
ein Dogma. Die naive Erzählungsform verbürgt nicht ein besonders
hohes Alter; sie ist oft bedingt durch die Bildung des Erzählers
oder seiner Hörer oder ist gewolltes Stilmittel. Hier liegt sie nicht
einmal in dem Grade vor, wie Olrik annimmt; er verkennt die
religiösen Voraussetzungen: für den Mandäer liegt die Hölle in den

1 Selbst der ugrisch-finnische Stamm, der sich später mit ihnen vermischt
hat, könnte also schon vom Manichäismus beeinflusst gewesen sein. Die
neuerdings im Distrikt von Petersburg gefundene Buddha-Statue zeigt
vielleicht, auch wenn sie nicht so alt ist, wie die Entdeckerfreude sie nach der
Tagespresse macht, mit wie viel Möglichkeiten uns die unbekannte
Vorgeschichte solcher Nomadenstämme rechnen lässt.

2 Vgl. oben S. 147, 3 (aus dem Bundahisn). Nicht nur das Wesen, auch den
Namen hat also der Teufel des Spätjudentums vom Iran übernommen, selbst
wenn Beelzebub durch phönicische Vermittlung aufgekommen ist. In den
jüdischen Planetengebeten des Parisinus graecus 2419 erscheint er als der

Dämon des Saturn, also des Schadensgottes (allerdings in der Namensform
ßesXCeßou).) und Saturn bringt schon in einer recht alten avestischen Schrift,
die ich an anderem Ort besprechen werde, den Tod über Gayomard, den

Urmenschen (vgl. Poimandres, S. 75).

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