- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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WELTUNTERGANGS VORSTELLUNGEN 1 5 ’

Dualismus sich gleichsetzt, und bietet ausserdem im Abendland
nie Volksglauben, sondern immer nur gelehrte Speculation. Wohl
aber gehört zu der dualistischen Fassung ein indischer Quasi-Mythos,
den uns Shahrastänl1 bewahrt hat: Eine Sekte, die er Bahädünija
nennt, weiss von einem als riesiger Mensch erscheinenden bösen
Geisteswesen, das von seinen beiden Brüdern getötet wurde; sie
machten aus seiner Haut die Erde, aus seinen Knochen die Berge,
aus seinem Blut das Meer. Die, freilich missverstandene, Dreiheit
der Brüder weist zwingend auf die manichäische Fassung. Dass
sie auch nach Süden und Osten weiter vordrang, zeigt der in Grimms
Mythologie4 S. 433 mitgeteilte Mythos aus Cochinchina, nach welchem
Buddha — in der Vorlage also wohl Ormuzd — aus dem Schädel
des Riesen Banio den Himmel, aus seinem Leibe die Welt bildet.
Wie in dem Märchen vom Prinzen Fünfwaffe werden buddhistische
Prediger den moralisierten Mythos weiter getragen haben.

Vergleichen wir jetzt die Aufzählung in der ersten Strophe
der Edda und im Skand-GumänTg-Vizär, so sehen wir, dass in
letzterem das Glied »Blut—Meer» ausgefallen ist, in ersterer der
Schädel für die Haut eingesetzt ist. Das braucht freilich nicht erst
durch den nordischen Dichter oder seine unmittelbare Quelle
geschehen zu sein. Auch der Banio-Mythos bietet denselben Zug
und die Totenlieder der Mandäer setzen an vielen Stellen die
Wölbung des Schädels der des Himmels gleich. Die Erwähnung
des Schädels und vielleicht auch die Kenntnis der aus den gelehrten

lichkeit der Zeit, bald als Unendlichkeit des Raums gefasst fand, so bietet
die Identifizierung von Purusa und Prajäpati die Bestätigung, und wenn die
türkisch-manichäischen Urkunden Zarvan als den Fünfgott bezeichnen,
bestätigen sie, dass er einzelnen Stämmen der Weltgott (Urmensch) bleibt.
Das Opfer des Purusa kehrt in der parsischen Version wieder, dass Ormuzd
selbst den Sohn tötet, weil dieser den Sohn Ahrimans Arzur (den Kund in
der Gegensatzbildung bei Mani) erschlagen hat; eine Nebenversion spiegelt
die Selbstopferung. Hier handelt es sich um wirkliche Religion. Eine
gemeinsame Urvorstellung wird in lebhaftem Gedankenaustausch bei beiden
Völkern individuell und doch ähnlich entwickelt. Dass sich der Blick immer
weiter erschliesst und jetzt gar noch ein ähnlicher Austausch zwischen Persien
und China in Frage kommt, konnte ich früher nur aus einzelnen auffälligen
Uebereinstimmungen vermuten und lerne es jetzt aus dem Aufsatz des
belgischen Sinologen Leopold de Saussure, Journal Asiatique, 1923, p. 235. Das
ändert nichts an der Tatsache, dass es sich hier um Uebertragungen, nicht
aber um allgemeine »Völkergedanken» handelt. Das wirr zusammengeraffte
Material »primitiver» Vorstellungen haben wir fernzuhalten.

1 Haarbrücker II, 365.

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