- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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WELTUNTERGANGS VORSTELLUNGEN 1 5 ’

Eine uralte Auffassung des Kosmos als Gottwesen in
Menschengestalt, ein mit kindlichen Vorstellungen arbeitender
»Pantheismus», liegt voraus. Der Versuch, irgendwie zwischen Materie und
Gottheit zu scheiden, lässt dieses Gottwesen als unterworfenen oder
getöteten Gegner eines noch höheren Gottes erscheinen. Für die
Ausgestaltung dieses Gedankens bot sich von selbst die babylonische
Schöpfungssage, nach der Marduk die Schlange Tiämat tötet,
sie spaltet und aus der oberen Hälfte den Himmel, aus der unteren
die Erde erbaut.1 Bewusst wird der »Dualismus» in der weiteren
speculativen Ausgestaltung: die Weltschlange kann nur der Teufel
sein, aber Ahriman selbst muss doch nach der Schöpfung noch
weiter leben und wirken; so machte Mani aus der Weltschlange
nicht den schlangengestaltigen Ahriman selbst, sondern nur seinen
Heerführer (spähsälär) und liess vielleicht selbst schon als dessen
Gegner für Ormuzd die drei Söhne des lebendigen Geistes eintreten.
In verschiedenen Fassungen geht dann dieser Kunstmythos, wie
wir sahen, von Volk zu Volk. Religiöse Bedeutung hat er für den
nordischen Dichter schwerlich mehr, der nur mit Wissen aus ferner
Urzeit prunken will. Aber was an sich religionsgeschichtlich bedeu-

sind», um die Aehnlichkeit herzustellen. Dass ferner Snorres Darstellung
die widersprechendsten Mythenformen und Quellen gewaltsam mit einander
vereinigt, wird nicht berücksichtigt. Als einmalige Entlehnung erscheint,
was aus den verschiedensten Entwicklungsstufen der iranischen Religion
herübergedrungen sein kann, die Frage nach der literarischen Vermittlung
ist noch nicht aufgeworfen. Daher erscheint auch im Nordischen als
Volksglaube, was zum Teil wohl nur gelehrte Speculation einzelner Sänger ist.
Aber der leitende Gedanke war richtig. Für die Wanderungen und
Wandelungen religiöser Literatur hoffe ich bald an einem andern Ort einige
lehrreiche Beispiele bringen zu können. Auf die Darstellung Günterts (Der
arische Weltkönig und Heiland, 1923, S. 326 ff.), die mir gleichzeitig zu
Gesicht kam, gehe ich nicht ein, da sie wieder die ganz verschiedenen
Religionsanschauungen und Motive (Zerlegung des Riesen, Schöpfung Adams)
willkürlich durcheinanderwirft und die literarischen Zeugnisse nicht
analysiert, und zwar die Strophen der Edda so wenig wie das entscheidende
Zeugnis des Skand-Gumänig-Vizär, das sich unbenutzt in einer Anmerkung
(S. 331,1) verbirgt. Wir kommen über R. M. Meyers Ausführungen nicht
heraus, weil der Verfasser zwischen zwei streitenden Grundgedanken und
Methoden hin und her schwankt.

1 Hierauf weist — schwerlich als Erster — schon Cumont, indem er sich
zugleich für die Vorstellung der Haut als Grenze des Himmels auf Bidez,
Revue de Philologie, 1903, S. 80 beruft. Benutzt Mani diesen babylonischen
Mythos, so kann er bei der Schilderung des Endkampfes daran gedacht haben,
dass Marduk mit dem Sturmwind das Maul der Schlange offen hält.

14 — 23339. Kyrkohist. Årsskrift 1924.

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