- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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R. REIT ZEN STEIN

tungslos wäre, kann Wichtigkeit gewinnen, wenn es uns den
Charakter der nordischen Dichtung klarer erkennen lässt.

Ich glaubte bei dem kleinen und an sich nebensächlichen Fund
etwas verweilen zu müssen, möchte aber nicht den Anlass dazu
bieten, nun allgemein den Einfluss des Christentums auf die
nordischen Vorstellungen zu unterschätzen, dessen Annahme nach
den historischen Verhältnissen doch immer näher liegt als die eines
Einflusses seines Rivalen. An dem Liede der nordischen Sibylle
freilich glaube ich noch weiter nachprüfen zu müssen, was wohl
eher letzterem entnommen sein könnte.

Wenig bedeutet die Aehnlichkeit, dass Odin und seine Brüder
die Erde aus dem Chaos (?), Gott und der Teufel in dem bulgarischen
Schöpfungsbericht sie aus dem Wasser heben. Mehr ergeben die
Namen der Zwerge, die doch wohl schon zum alten Bestand des
Liedes gehören. Nordri, Sudri, Austri und Vestri entsprechen ja
offenbar den vier den untersten Himmel haltenden Engeln der
Manichäer.1 Auch diese recht ungeschickt eingefügte Einzelheit
scheint mir charakteristisch für die ganze Art dieser Dichtung,
die angeblich uralte Tradition unbedenklich den verschiedensten
Quellen entnimmt. Das Bild von der germanischen Kosmogonie,
das Mogk noch in seiner neusten populären Darstellung2 aus lauter
kleinen Steinchen kunstvoll zusammengesetzt hat, wird im
wesentlichen manichäisch sein: »Wie bei anderen Völkern aus dem
Makrokosmus der Mensch, so wurden bei den Nordgermanen aus dem
Mikrokosmus, dem Körper des Urriesen, die einzelnen Teile der
Welt geschaffen, aus dem Fleisch die Erde, aus dem Blut die
Gewässer, aus den Knochen das Gestein, aus den Haaren die Wälder,
aus dem Schädel der Himmel, aus dem Gehirn die Wolken. Aus
den Maden in seinem Fleisch aber entstand das kluge Geschlecht
der Zwerge, von denen vier, Personifikationen der Himmelsgegenden
(Austri, Sudri, Vestri, Nordri), das Himmelsgewölbe stützen ... So

1 F. W. K. Müller, Handschriftenreste aus Turfan II, Abh. d. Preuss.
Akad. 1904, S. 43: »Und um die Erde eine Mauer mit vier Toren hat er
angeordnet und in den vier Weltgegenden vier Engel, welche den untersten Himmel
halten, entsprechend und in gleicher Kleidung wie die oberen (wohl die vier
über den Weltgegenden wachenden Sterne) hat er darauf hingestellt». Ihr
Gegenbild ist der (die Mitte tragende) Omophoros, vgl. Flügel Mani S. 89.
221 ff.

2 Germanische Religionsgeschichte und Mythologie 1921 (Sammlung
Göschen), S. 119.

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