- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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2 1 o

r. re1tzenstein

flächen liegt und sie erregen kann1, wie der grosse »Waller» im
Walchensee, dessen Flut einst München überschwemmen und
zerstören soll, kann man ebenso wohl sich als Teufel denken und an
jedem unheimlichen Ort kann die Volksphantasie sich ihn unter
der Erde vorstellen — das alles beweist nur die ohnedies bezeugte
allgemeine Verbreitung des altchristlichen Glaubens, dass er jetzt
gebunden ist und dereinst loskommen wird, und darf zu weiteren
Schlüssen nicht benutzt werden.

Wenden wir den Blick noch einmal zu dem Verfasser der
Thomasakten. Den Endkampf Christi mit dem Bösen erwähnt er in
seiner alten iranischen Fassung mehrfach; er hat für ihn, wie ich
sagte, höchste religiöse Bedeutung; wenn er nach dem gleichen
Original das Wunder des Apostels gestaltet, so hat das auch für
ihn mehr literarisches als religiöses Interesse; er will erbauen, aber
noch mehr unterhalten. Es ist ähnlich, wenn die aus orientalischem
Göttermythus entlehnte Vorstellung, dass Christus vom Tode
verschlungen wird, aus dessen Leibe wieder heraustritt und ihn selbst
dadurch tötet, auf die heilige Marina, Margarete und andere
Märtyrerinnen übertragen wird. Verwenden Märchen dann dasselbe
Motiv, so kann ebensogut die christliche Legende wie ihr letzter
heidnischer Ursprung einwirken. Wohl bedarf die Religion des
Wunders, aber sie verblasst und vergeht, wo es in den Mittelpunkt
des Interesses tritt. Das eigentliche Märchen2 stellt für mich die
der Religion am fernsten liegende und freiste Entwicklungsstufe
dar. Es zum Ausgangspunkt religionsgeschichtlicher Forschung
zu machen ist immer bedenklich. Nur die historischen Religionen
ferner geben in den von Ideen zusammengehaltenen grossen
Vorstellungskomplexen der geschichtlichen Forschung die genügend
breite Basis, mit ihr zugleich freilich auch die feste Beschränkung,
jenseits deren vielleicht eine andere noch in der Bildung begriffene
Wissenschaft, die vergleichende Mythologie, die Arbeit aufnehmen
kann. Freilich greift jetzt noch der sehr feine und sehr
zurückhaltende Versuch Olriks gerade hier am öftesten fehl.

Wir haben das Problem, das wir uns stellten, die Aehnlichkeit

1 Die Bilder für den Dämon der brüllenden oder heulenden und
verschlingenden Flut wechseln fast beliebig. Weil der Wasserschlund oder das
Moor den Eingang zur Totenwelt bildet und Tod und Teufel trotz der
Trennung in zwei Personen nie ganz geschieden werden, haust der Teufel in ihnen.

2 Der Begriff ist leider so wenig fest umgrenzt, dass jede Behauptung
auf der mehr oder weniger willkürlichen Definition des Behauptenden beruht.

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