- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
207

(1900)
Table of Contents / Innehåll | << Previous | Next >>
  Project Runeberg | Catalog | Recent Changes | Donate | Comments? |   

Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

scanned image

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Below is the raw OCR text from the above scanned image. Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan. Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!

This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.

207

und den Gegensatz der iranischen und der nordischen Vorstellungen
zu erklären, bisher nur von der einen Seite betrachtet. Keine
Entlehnung kann uns ja den Gegensatz der Grundauffassungen erklären,
und doch verlangt grade dieser Gegensatz eine gewisse
Ueberein-stimmung in ihrem Kern. Wir erkennen das vielleicht am besten,
wenn wir ganz kurz die Ansichten der verwandten Kulturvölker
vergleichen. Bei den Kelten treffen wir, wie erwähnt, die
Vorstellung eines Weltuntergangs durch Feuer und Wasser, bei den
irischen Kelten sogar die einer Götterschlacht oder vielmehr zweier
Schlachten, freilich in ganz junger Bearbeitung. Der Kampf ist
auf die Erde verlegt und geht um die grüne Insel. Damit kann es
zusammenhängen, dass die Götter, die vorher unterlegen sind, in
dem zweiten Kampfe siegen. Einzelne mythische Bilder stimmen
zu den nordischen, aber Wolf und Schlange fehlen, vielleicht, weil
sie im Nordischen nur übernommen sind. Bei den Griechen finden
wir wohl einen siegreichen Götterkampf, sogar in mehreren
Fassungen, aber es ist der Kampf in der Urzeit bei der Begründung
des Kosmos. Der Mythos von dem gefesselten Typhoeus bei
Pindar (oben S. 197, 1) findet keine Fortsetzung in einem
Weltuntergangsbericht. Nur die Erzählung von dem gefesselten Prometheus
bei Hesiod verlangt gradezu nach einem Abschluss, und zwar
nach einem durchaus andersartigen, als Aeschylus ihn sich ersann.
Und derselbe Hesiod führt uns in der überwiegend orientalischen
Schilderung der vier Weltalter bis unmittelbar vor den Gedanken
der Weltkatastrophe. Aber ihn auszusprechen wagt er nicht. Es
ist als ob fromme Scheu ihn hinderte, den Gedanken an eine
Zerstörung dieses wunderbaren Kosmos voll auszudenken. Das bleibt
dem ionischen Philosophen überlassen, der freilich ebenfalls vom
Orient beeinflusst sein wird.

Mehr Anklänge bietet, wie zu erwarten stand, die indische
Religion1, freilich nicht in den Veden und Upanisaden (mit Ausnahme
einer sehr späten), wohl aber in den Puränas, dem Mahäbhärata
und einer Stelle des Gesetzbuches Manus; volkstümliche
Anschauung, deren Alter kaum abzuschätzen ist, erwartet nach je vier
Weltperioden oder Welttagen einen Weltuntergang, aber er
ist vollkommen bedeutungslos geworden; die Kampfvorstellung
fehlt ebenso wie die eines Gerichtes über die Menschen, das Geschick
der Seele wird nicht beeinflusst, das Karman überdauert alle Welt-

1 Ich danke die Auskünfte über sie Frau Luise Troje.

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Project Runeberg, Sun Dec 10 14:07:33 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
https://runeberg.org/kyrkohist/1924/0217.html

Valid HTML 4.0! All our files are DRM-free