- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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WELTUNTERGANGS VORSTELLUNGEN

1 5 ’

Zeit gewahrt, lässt den Propheten verkünden, dass jetzt das
Weltende nahe, aber die Prophetie selbst ist älter, und schon, wer
die Zeiten nach vier Metallen charakterisierte1, nahm im Gegensatz
zu dem optimistischen Zarathustrismus eine immer sich steigernde
Weltverschlechterung an. Wir sehen noch, wie künstlich und doch
unbefriedigend schon die älteren Redaktoren des Bahman-yast
diese alte Prophetie der geschichtlichen Entwicklung und den
eigenen Zeitverhältnissen angepasst haben. So hat es für mich
hohe Bedeutung, dass sich grade in diesem Stück die Einwirkung
einer zweiten, älteren Sage und Theologie gezeigt hat, nach der
bei dem Höhepunkt des allgemeinen Verfalls Gott Mithra durch
ein Wunder eingreift. Dieser Glaube ist psychologisch
verständlich; die Vorzeit gilt uns allen als besser oder glücklicher oder
gewaltiger. Der Glaube an eine allmähliche Vervollkommnung
der Welt ist die kühne Schöpfung eines Mannes, kann in einer
kurzen Zeit des Aufschwungs wohl auch ein ganzes Volk begeistern,
ist aber nirgends ursprünglich. Dagegen verlangt der Gedanke der
beständigen Verschlechterung durch seine Trostlosigkeit den eines
Endes oder doch einer wunderbaren Welterneuerung. Die
Unklarheit im Begriff des Zarvan legt die Vermutung wenigstens nahe,
dass auch im Iran die »Unendlichkeit der Zeit» einem frühen Denken
eben jene zwölftausend Jahre oder vier Perioden umfasste und
erst spätere Speculation von ihr eine volle Unbegrenztheit, einen
Zarvan akarana unterschied; schon diese Bezeichnung weist ja auf
die Änderung einer ursprünglicheren Vorstellung. Der ständige
Wechsel von Tag und Nacht, Sommer und Winter, Werden und
Vergehen, Leben und Tod ruft von selbst das Bild des Kampfes
zweier übermenschlichen Mächte hervor; der Gedanke an ein
einmaliges Ende dieses Wechsels liegt näher oder doch genau so nahe

untergingen (v. 20), sieht ganz wie einer Yuga-Lehre entnommen aus. Ferner
die Lehre der Mandäer. Sie scheiden in einer sehr alten Schrift vier immer
kürzer werdende Weltepochen; jede bringt den Untergang der Menschheit bis
auf ein Menschenpaar, die erste durch Krieg und Pestilenz, die zweite durch
Feuer, die dritte durch Wasser, aber erst die vierte Periode ist die Zeit des
Abfalls und endet im Weltgericht (Brandt, Mandäische Schriften, S. 43 ff.).

1 So in auffallender Übereinstimmung mit Hesiod die Urform des
Bahman-yast. Auch in der alchemistischen Literatur werden zunächst vier
Metalle (sumcraz oder o’jy.ai) als Urstoffe angenommen; später treten die
sieben Metalle der sieben Planeten für sie ein, vgl. meinen Aufsatz ’Zur
Geschichte der Alchemie und des Mystizismus’, Nachr. d. Gesellschaft d.
Wissenschaften Göttingen 1921, S. 11.

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