Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andrae, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die Eschatologische Frömmigkeit Muhammeds
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TOR ANDRAE
als durch ein gewaltiges Erdbeben verursacht vor. Es finden
sich aber auch vereinzelte Anzeichen, die darauf deuten, dass
auch der Weltuntergang durch Feuer ihm oder seiner Vorlage
nicht unbekannt gewesen ist. So wenn es heisst, dass der
Himmel wie «zerschmolzenes Erz» wird (70: 8), d. h. wie
geschmolzenes Metall zerfliesst1 (vgl. 2 Petr. 3: 12), oder dass
der Himmel am Gerichtstage »einen deutlichen Rauch»
aussendet (44: 9). Noch bestimmter ist 55: 35: »Es wird wider
euch eine Flamme aus Feuer und geschmolzenem Erz entsandt
werden», was hier unmittelbar vor dem Spalten der Himmel steht.
Unter den Zeichen des Gerichtstages erwähnt Muhammed
auch, dass die mawuda (das lebendig begrabene Mädchen)
gefragt wird, um welcher Sünde willen sie getötet worden ist
(81: 8—9). Wad ist der technische Ausdruck für das
Aussetzen der Kinder, die man nicht aufziehen konnte oder wollte,
gewöhnlich waren es Mädchen, aber in Hungerzeiten auch
Knaben.2 Auch in der jüdisch-christlichen Eschatologie wird oft
behauptet, dass die unschuldigen Wesen, die vergewaltigt
worden sind, im Gericht auferstehen werden, um wider ihre
Bedrücker Klage zu erheben. Die Seelen der Tiere, die der
Mensch gequält hat, werden gegen ihn zeugen am Tage des
Gerichtes {Hen. 58: 6). Ebenso die unehelichen Kinder gegen
ihre Eltern (Weish. 4: 6). Die Toten, denen man kein
Begräbnis gegönnt hat, werden auferstehen und vorwurfsvoll auf
die Lieblosen blicken (Epist. Apost., schmidt, 107).3
Inmitten dieser schrecklichen Umwälzung im ganzen
Kosmos findet die Auferstehung der Toten statt. Sure 39: 68
schildert den Vorgang. Es wird in die Posaune gestossen und
alle (noch Lebenden), die im Himmel und auf der Erde sind,
fallen ohnmächtig nieder (sriika), nur einige hat Gott davon
ausgenommen. Dann wird ein zweites Mal geblasen worauf
sie »aufstehen um das Gericht zu schauen». Die koranische
1 Vgl. II Clem. XVI, 5: -pviüsxsTS oi özi spysTai r(or; i] rj|xspa zpiasoj;
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’ Lisän, IV, 455. Die Meinung, dieses Aussetzen hätte ausschliesslich
durch die 16: 61 bezeugte grausame Sitte des Begrabens stattgefunden, geht,
wie es scheint, nur auf die alten Koranerklärer zurück. Wenn Farazdak
seinem Vorvater nachrühmt, er habe den wald am Leben erhalten, scheint
die Ubersetzung »ausgestossen» vorzuziehen zu sein.
3 Vgl. auch Apoc. Pauli, 40.
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