- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andrae, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die Eschatologische Frömmigkeit Muhammeds

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TOR ANDRAIS

2. Die religiöse Bedeutung des Gerichtsglaubens.

Wir können indessen noch einen anderen Weg zur
Beurteilung der koranischen Eschatologie einschlagen, der uns
vielleicht näher an das Ziel führen wird. Der eschatologische
Stoff kann in sehr verschiedene religiöse Zusammenhänge
eingefügt werden. Ein und dieselbe Gerichtsschilderung tritt z. B.
in dem Hymnus eines Thomas von Celano auf und ebenso im
Libellum irgend eines jüdischen oder christlichen
Apokalypti-kers. Es ist derselbe Stoff und doch in Bezug auf die religiöse
Stimmung und die Frömmigkeit zwei ganz verschiedenen
Welten angehörig. Hier das vorwitzige Eindringen in die
Mysterien der Zukunft sogar in die kosmischen Zusammenhänge,
vielleicht auch kalte Selbstzufriedenheit und unverhohlene
Schadenfreude über das Gericht, das die Feinde vernichtet; dort
angstvolle Ungewissheit, erschütternde Bekenntnisse des eigenen
Mangels, zagende Furcht wegen der eigenen Sünden, um die sich
die Gedanken immer wieder bewegen. Wir haben uns
dem-gemäss noch die Bedeutung der Eschatologie für die
Frömmigkeit des Propheten klar zu machen, wir müssen es versuchen,
uns darüber ein Urteil zu verschaffen nicht nur wie er über die
letzten Dinge gedacht hat, sondern auch wie er diese
Gedanken in seinem Innern verarbeitet hat. Es gilt die religiösen
Stimmungen, welche die Jenseitsgedanken des Korans
durchziehen, womöglich mitzufühlen.

In der Tat ist die Frömmigkeit Muhammeds durch und
durch eschatologisch orientiert. Die Vorstellung vom künftigen
Gericht stellt nicht eine dogmatische Lehrmeinung unter
anderen dar, auch nicht ein religiöses Motiv neben anderen; der
Jenseitsgedanke in der speziellen vom grossen Endgericht
beherrschten Form bildet vielmehr die Dominante der
Frömmigkeit, der alles andere untergeordnet ist, er ist die Idee, die
allen anderen ihre besondere Färbung verleiht.

Diese überragende Bedeutung des Gerichtsglaubens tritt
schon dadurch hervor, dass auffallend oft der Glaube an das
Jenseits, an das Gericht neben dem Gottesglauben steht als
das entscheidende Merkmal der Frömmigkeit überhaupt. Die
»Gottesfiirchtigen» sind diejenigen, »die sich vor ihrem Herrn
im Verborgenen fürchten und vor der Stunde erbeben» (21:

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