- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andrae, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die Eschatologische Frömmigkeit Muhammeds

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2 6o

TOR ANDRAE

es wird wohl nach den glänzenden Untersuchungen
RE1TZEN-STEINS nicht mehr zu bestreiten sein, dass auch die
Mönchsfrömmigkeit in vielen Stücken auf dem Boden der hellenistischen
Mystik steht. Wie die neupythagoräischen Asketen, so
suchten auch die Mönche sich von den Leidenschaften des
sinnlichen Lebens zu befreien, um aus dem Kerker der
Körperlichkeit aufzusteigen zu wahrem, göttlichem Leben. Sogar
technische Ausdrücke der neupythagoräischen Asketenliteratur sind
den Mönchen vertraut.1 Wie die gnostischen Pneumatiker
hoffen sie durch die Askese die Weihe der Gottesschau zu
erlangen, um dann geistig und körperlich in pneumatische
Wesen verwandelt fernerhin nur noch in der höheren göttlichen
Welt zu leben.

Weiter aber, als es in diesen mystischen Spekulationen
geschieht, kann man sich kaum von den religiösen Gedanken
des Korans entfernen; denn für jene vergeistigte und
vergottete Gegenwart hat die Frage nach einem zukünftigen Leben
nach dem Tode eigentlich gar kein Interesse mehr. Mystiker
aller Zeiten haben es geliebt, mit ihren Aussagen über das
ewige Leben den somatischen Vorstellungen des
Alltagsmenschen Trotz zu bieten. Das ewige Leben ist etwas ganz
anderes als nur eine Fortsetzung des irdischen Daseins über
den Tod hinaus. Mit Gott vereinigt zu werden, Gott zu
erkennen, ist das ewige Leben, so meint der Verfasser des
Johannesevangeliums (17: 3), und der Sufi Wuhajb b. al-Ward
hat in demselben Sinne gesagt: das Paradies ist Allah zu
preisen, Allah zu erkennen!2 So hat auch der grösste unter ihnen,
Gotama Buddha, das letzte Ziel des Weges so weit jenseits
unserer Vorstellungen über Sein und Nichtsein gerückt, dass
ihm eine Auseinandersetzung mit denen, die sich irdischen
Gedankenformen nicht zu entziehen vermögen, überhaupt nicht
möglich ist. Nicht anders haben es die hellenistischen
Mystiker gedacht. Das wahre, göttliche, pneumatische Leben hat
nichts zu tun mit den Grenzen zwischen Erdendasein und Tod.
»Es ist eigentlich nicht für ein künftiges Leben, dass sie auf
Glückseligkeit und Unsterblichkeit hoffen. Ihre Frömmigkeit
hat nicht ihr Zentrum jenseits des Grabes.»3 Nach dem Jo-

1 Reitzenstein, Historia Monachorum, 97.

2 Massignon, AI Hallaj (Paris 1922), I, 697.

3 G. Wetter, Det romerska världsväldets religioner 155.

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