- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufemte årgången, 1925 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andræ, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die eschatologische Frömmigkeit Muhammeds (forts.)

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TOR ANDRAE

anwendung, die religiöse Auslegung des eschatologischen Textes.
Und dabei bezieht sich die Verwandtschaft nicht nur auf die
religiösen Gedanken, sondern in mehreren Fällen sogar auf die
homiletischen Formeln, auf feststehende erbauliche
Redewendungen. Nur darf, um das gleich vorwegzunehmen,
selbstverständlich nicht an eine direkte literarische Abhängigkeit gedacht
werden. Was Muhammed vom Christentum empfangen hat, das
hat er offenbar nur durch das mündliche Kerygma und durch
persönliche Mitteilung gelernt.

Unter den Predigern der syrischen Kirche übertrifft’Afrim
alle seine Vorgänger und Nachfolger bei weitem an Bedeutung.
Von Monophysiten, Melkiten und Nestorianern1 gleich hoch
geschätzt, hat er durch seine Homilien und Gesänge einen
unvergleichlichen Einfluss auf das ganze syrische Christentum
ausgeübt. Nun hat aber ’Afrim kein homiletisches Thema so
eindrucksvoll behandelt, wie das vom jüngsten Gericht und von
der jenseitigen Vergeltung. Keiner von den Vätern der Kirche
hat das Motiv der »dies irae» mit einem so feierlichen Ernst
und so atemberaubender Eindringlichkeit geschildert wie gerade
er. Freilich entbehrt sein Stil gänzlich der strengen
Knappheit und Schärfe, die wohl dem Gegenstand am meisten
angemessen wäre. Aber statt dessen ergiesst sich seine
Beredsamkeit wie ein glühender Strom, er türmt die schreckensvollen
Prädikate himmelhoch und die Sätze jagen einander in
leidenschaftlichem Wogengedränge. Auch ist es offenbar diese Seite
seiner homiletischen Redekunst, die auf seine Landsleute den
grössten Eindruck gemacht hat. So urteilt z. B. ein
nestoria-nischer Schriftsteller über ihn: »Seine Gedichte sind
erschütternder als die Klagelieder Jeremiae, sie sind noch stärker
erfüllt von Zerknirschung, Mitleid, Trauer, sie sind noch
tränenschwerer».2

Die Gerichtspredigten ’Afrems folgen einem ziemlich streng
geschlossenen Schema. Sein Register hat nicht viele Töne.
Es sind in der Hauptsache dieselben Gedanken, die immer
wieder variiert werden, nicht selten kehren auch dieselben

1 Sein Heiligentag wird unter den Nestorianern in der »Woche der
syrischen Väter» gefeiert. Hist. Nest., P. Or., V, 294.

’ Ibid., V, 297.

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