- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufemte årgången, 1925 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Georg Loesche, Protestantische Kirche und Kultur in Österreich-Ungarn vor und nach dem Weltkriege

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132 GEORG LOESCHE

und nicht unierte Griechen erhielten ein ’Privatexercitium’,
Gottesdienst und ’Bethäuser’ ohne Turm, ohne Glocken und ohne
Eingang von der Strasse! Zum ärgerlichen Staunen der hohen
Stellen meldeten sich sofort nicht weniger als 72,000
’Akatho-liken’. Die Last des neuen Kirchenwesens lag in erster Linie
auf den Schultern der Bauern, denen die Glaubensbrüder in
Deutschland in immer steigendem Maasse unter die
Armegriffen, mit Geld, mit Lehrern und Predigern. 1821 wurde in
Wien eine theologische ’Lehranstalt’ vom Kaiser gegründet, die
1850 und 1861 zur Facultät ausgebaut, 1921 aufnähme in den
Verband der Universität fand. Aus der immer noch
gedrückten Lage hob die ’Akatholiken’ erst das ’Protestantenpatent’
(8. April 1861), das damit Cisleithanien erst den Kulturstaaten
angliederte. Denn es verwandelte die Toleranz in Parität, schuf
bürgerliche und staatliche Gleichberechtigung, die freilich oft
genug auf dem Papier blieb. Nun konnte sich die kleine
Gemeinschaft fester und stärker entwickeln, blieb aber doch ein
geringer Bruchteil des Ganzen.

Unverhältnismässig hoch sind ihre kulturellen Verdienste.
Sie bestehen vor allem in religionsgeschichtlichen und
kirchenpolitischen Errungenschaften, hinter denen die in Wissenschaft,
Kunst und Wirtschaft zurücktreten. Dem unbedingten
Gehorsam gegen ein unfehlbares göttliches Lehramt, dem
Fürwahrhalten bestimmter Dogmen, dem blinden, oft so
äusser-lichen Erfüllen kirchlicher Gebote wurde persönliches Erleben
gegenüber gestellt, die innere auf Gott und das geläuterte
Gewissen begründete Gewissheit; die Religion wieder aus hartem
Frondienst eine ohne äusseren Zwang zu betätigende Gesinnung
und Stimmung.

Die heutige innerlichere und vergeistigtere Erfassung der
Religion darf als evangelischen Ursprungs angesprochen werden.

Ganz langsam und seltsam, in unendlichen Serpentinen
quälte sich der Eroberungszug der welterneuernden Gedanken
in Theorie und Praxis, in Lehre und Sitte empor. Eine Zeit
lang ruhte der höhere Unterricht fast ganz in protestantischen
Händen. Die Leistungen in Staat, Wissenschaft und Kunst,
Ackerbau, Handel und Industrie sind ebenfalls im Verhältnis
zur Kopfzahl ungewöhnlich. Dabei muss man immer auch die
vielen Zehntausende in Rechnung stellen, die vom Fanatismus
ausgestossen, Begabung, Gesinnung, Vermögen aus dem Land

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