- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugusjätte årgången, 1926 /
159

(1900)
Table of Contents / Innehåll | << Previous | Next >>
  Project Runeberg | Catalog | Recent Changes | Donate | Comments? |   

Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Peter Josef Wagner, Über die Beziehungen zwischen Morgenland und Abendland in der mittelalterlichen Musik

scanned image

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Below is the raw OCR text from the above scanned image. Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan. Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!

This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.

MORGEN- UND ABENDLAND IN DER MITTELALTERLICHEN MUSIK I 6 5

Singweise auf verschiedene Texte im Antiphonenschatze lässt
sich besser auf die Psalmodie zurückführen, bei welcher das
Absingen aller Verse eines Psalmes imselben melodischen Schema
immer die Regel bildete: diese Ableitung ist um so
naheliegender, als zuerst mit jeder Antiphone ein Psalm verbunden
war. Eine dieser psalmodischen ähnliche Übung lässt sich noch
heute im Orient nachweisen in den sog. Maqamen der Araber;
sie bedingt geradezu die Inanspruchnahme eines und desselben
melodischen Typus für die verschiedensten Texte.1 Man kann
sogar noch weitergehen und sich daran erinnern, dass z. B.
kein geringerer als der hl. Augustinus vom musikalischen
Ursprung der antiken Versmasse redet2; ein Hexameter, ein
jambischer Dimeter usw. war zunächst eine melodische
Vortragsformel, das musikalische Kleid, in dem ausgedehnte poetische,
epische und lyrische Stoffe ihre künstlerische Fassung gewannen,
das dann später seinen musikalischen Charakter verlor, so dass
nur mehr das prosodisch-metrische Gerüst üblig blieb. Solche
Formeln und Vortragsweisen gibt es noch heute besonders bei
den Völkern in Asien, wie die Untersuchungen gefangener
Asiaten während des Weltkrieges gezeigt haben. Die Esthen
singen die vielen tausend Verse ihres Nationelepos Kalevi Poëg,
die Serben und Kroaten ihre aus Hunderten von Versen
bestehenden Heldenlieder nach einer und derselben ewig
wiederholten Weise; namentlich aber die Nordwiner, Syrjänen,
Kaukasusvölker u. a. pflegen diesen Vortrag.3

Gevaerts Hinweis aber auf die Ähnlichkeit gewisser
lateinischer Hymnen- und Antiphonenmelodien mit den erhaltenen
Resten altgriechischer Musik besteht zu Recht. Man darf aber
auch da nicht ausser Acht lassen, dass die griechisch-hellenistische
Musik vornehmlich instrumental und instrumental-vokal war,
das Christentum aber den unbegleiteten Gesang bevorzugte und
lange Jahrhunderte hindurch die Instrumente aus den gottes-

1 Vgl. A. Z. Idelsohn, Die Maqamen der Arabischen Musik, in den
Sammelbänden der internationalen Musikgesellschaft XV, S. i ff.

2 Augustinus, de Ordine II, 40. Vgl. auch Rietschl, opuscula III,
p. 380.

3 Vgl. die Nachweise bei Rob. Lach, Vorläufiger Bericht über die im
Auftrage der K. Akademie der Wissenschaften erfolgte Aufnahme der Gesänge
russischer Kriegsgefangener im August bis Oktober 1917 (Sitzungsberichte der
Wiener Akademie der Wissenschaften, Philos.-histor. Klasse, 189. Band, 3.
Abhandlung), S. 12 ff.

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Project Runeberg, Sun Dec 10 14:08:09 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
https://runeberg.org/kyrkohist/1926/0169.html

Valid HTML 4.0! All our files are DRM-free