- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugusjätte årgången, 1926 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Peter Josef Wagner, Über die Beziehungen zwischen Morgenland und Abendland in der mittelalterlichen Musik

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16 2 PETER JOSEF WAGNER

Man kann das unzähligemal in den Arien der Kantaten,
Oratorien, Opern, aber auch in vielen Kirchenwerken seit dem 17.
Jahrh. beobachten. Nur um eine komische Wirkung
hervorzubringen, oder aus Ungeschick legt der Komponist einmal eine
Koloratur auf ein unbedeutendes Wort oder eine unbetonte
Silbe. Anders die Koloratur in der mittelalterlichen kirchlichen
Monodie.

Lange hat man ihren oft recht ausgedehnten melodischen
Gewinden hilflos gegenübergestanden; man hielt sie für das
Ergebniss einer sorglosen schriftlichen Überlieferung oder
geschmacklose Erzeugnisse ungebildeter Sänger.
»Codizesgurge-leien» nannte sie sogar der verdiente Palestinaforscher Haberl.
Erst in unsern Tagen hat man diese Melismentechnik des
Nähern untersucht, und dabei tat sich ein anderes, aber
ungemein eigenartiges Bild auf. Die Koloraturen oder Vokalisen
sind nämlich nicht planlos über die alten Lieder hingestreut,
sondern finden sich nur in bestimmten liturgischen Gesängen, da
aber immer und regelmässig. Es sind das diejenigen
Gesangsarten, die von jeher und im Mittelalter von den Solisten
ausgeführt wurden, nicht vom Chor der liturgischen Sänger oder
gar der ganzen Gemeinde. Die Koloratur ist also damals wie
übrigens auch in neurer Zeit vornehmlich Solomusik. Das gilt
bis zu dem Grade, das nicht nur etwa an Festtagen, sondern
auch an Sonntagen, ja sogar an gewöhnlichen Werktagen, überall
wo der Solist in Tätigkeit tritt, Melismen vorkommen, in der
Liturgie der Messe wie des Stundengebetes, des Offiziums.
Koloratur, Melisma und Solist gehören in alter Zeit
unzertrennlich zusammen.

Weiter: es gibt auch Beispiele einer Interpretationskoloratur
im gregorianischen Gesänge; so wird im Allelujavers Justus ut
palma der Gerechte mit der Zeder des Libanon verglichen und
ihrer Herrlichkeit, und das gibt Veranlassung zu einer
ausgedehnten und sehr schönen Koloratur. Oder am Kirchweihfest
singt der Solist Adorabo ad templum sanctum tuum et confitebor
nomini tuo. Da erscheint auf coiifitebor eine wunderschöne, lange
Vokalise; sie kann um so weniger auffallen, als die urchristliche
Bezeichnung für den liturgischen Vorsänger Confessor und seine
Tätigkeit also ein Confiteri war. Diese und ähnliche Beispiele
sind indessen jüngeren Alters und im ganzen genommen, weniger
zahlreich. In den ältesten Gesängen dagegen, Tractus und

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