- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Fyrtiofemte årgången, 1945 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Hans-Joachim Schoeps, »Rabbi» Johan Kemper in Uppsala

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»rabbi» johan kemper in uppsala I47

wert für die Erkenntnis einer der zahlreichen Verzweigungen, in die
die sabbatianische Bewegung ausgemündet ist. Um sie verstehen
zu können, müssen wir den historischen Zusammenhang
rekonstruieren und daher etwas ausholen.

Das geistige Leben der europäischen Judenheit des 17.
Jahrhunderts war zu einem hohen Grade von der aschkenasischen Form
der kabbalistischen Mystik bestimmt, die in den Systemen von Moses
Cordovero (1522—70) und Isaak Lurja (1510—73) ihren höchsten
Punkt erreicht hat. Der Zeitabschnitt zwischen Manasseh ben Israel
und Moses Mendelssohn ist bestimmt durch das Ungenügen am alten
talmudischen Lehrbetrieb in den Schulen und durch die Erwartung
einer bevorstehenden gewaltigen Veränderung, wie sie sich in dem
Emanzipationsgeschehen alsdann erfüllen sollte. Zunächst aber
verbanden sich die Sehnsüchte der Zeit mit uralten messianischen
Erwartungen und bereiteten den Boden für chiliastische
Schwärmerbewegungen, die aus Zahlenwertberechnungen der biblischen
Buchstaben, wie sie die Kabbala zur höchsten Virtuosität ausgeformt hatte,
den Endtermin zu bestimmen suchten. Die klassische Urkunde der
Kabbalisten: das dem Tannaiten R. Simon bar Jochai zugeschriebene
Werk Zoliar, das aber auf Grund älterer Traditionen erst im 13.
Jahrhundert entstanden ist, nennt an der — gewiss noch später
interpolierten— Stelle I, 139 b (Par. Toldoth) den genauen
Erlösungstermin: Im 6. Jahrtausend nach Ablauf von 408 Jahren werden alle
Bewohner der Unterwelt zu neuem Leben erweckt werden, denn es
heisst Lev. 25, 13: In diesem Halljahr wird jeder zu seinem
Erbbesitz zurückkehren. — Die Buchstaben des Wortes nSTH (diesem)
ergeben nämlich als Zahlzeichen gelesen die Quersumme 408. Und
für dieses Jahr 5408 gibt es noch mancherlei Schriftbeweise
berühmter Kabbalisten.1

Tatsächlich hat sich Sabbatai Zewi das erste Mal im Jahre 5408
oder nach bürgerlicher Zeitrechnung 1648 in Smyrna als Messias zu
erkennen gegeben. Aber das Jahr 1648 brachte den polnischen Juden
nicht den Messias, sondern den ukrainischen Nationalistenaufstand
unter dem Kosackenhetman Bogdan Chmielnicki, der in gewaltigen
Pogromen über 300 000 Juden töten liess und an 300 jüdische Ge-

1 Zeugnisse bei S. A. Horodetzky, Mystisch-religiöse Strömungen unter
den Juden in Polen, Bern 1914, 51. Vgl. auch S. Dubnow, Weltgeschichte des
jüdischen Volkes, Bd. VII (Berlin 1928), 46.

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