Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Hans-Joachim Schoeps, »Rabbi» Johan Kemper in Uppsala
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hans-joachim schoeps
liehen, nämlich das Religionsgesetz aufhebenden Taten. »Maassim
sarim schel maschiach» lautet der sabbatianische Terminus für sie.
Frappante religionsgeschichtliche Parallelen tun sich auf: Wie
einst Paulus das alttestamentliche Gesetz durch die Ankunft des
Messias aufgehoben sah, so jetzt Cardozo, Abr. Perez, Chajjun und
andere, die eine ganz anders gemeinte, aus Ps. 146, 7 stammende
Gebetsformel — einer Deutung des Midrasch Tehillim (ed. Buber
268) folgend — zum Losungswort der Sabbatianer machten: »Gelobt
sei der, der das Verbotene erlaubt hat.»–-Die leitende
Vorstellung war wohl diese: Die Thora des Messias entstammt der höheren
Welt und hebt daher die jetzige auf. Die neue Kabbala der
Messiaszeit ersetzt die Lurjanische.
Aber auch noch der Tod Jesu am Kreuz erhält für die Gläubigen
dieser Lehre sein Seitenstück im Schicksal Sabbatai Zewis: Israels
Sünden haben den Messias unter die Völker hinausgetrieben und ihn
sterben lassen unter den »Bösen»1 Der Erlöser Sabbatai Zewi sei nur
darum zum Islam übergetreten, um in den Seelen der Ismaeliten die
göttlichen Funken, die unter einer dicken Schicht verborgen liegen,
zu entflammen.2 Erst nach ihrer Befreiung könne der Sieg der
Heiligkeit und das Erscheinen des Messias ben David stattfinden. Viele
meinten, dass Sabbatai Zewi selbst dann wieder aus dem Grabe
auferstehen werde. Hierauf solle man warten, seinem Handeln aber nicht
nachfolgen, denn es sei nicht zum Beispiel, sondern zum Ärgernis
für Israel gegeben.
Die extrem nihilistischen Konsequenzen dieser Lehre haben für
die religionsgeschichtliche Betrachtung hohe typische Bedeutung.
Der Messias, der um seiner Mission willen (!) das Opfer seines Abfalls
bringt, indem er sich selber durch seine Handlungen verdammt, ist
freilich letzten Endes eine typisch marannische Konzeption, die noch
1 Über die an den Abfall des Messias geknüpfte antinomistische Ideologie
der Sabbatianer vgl. den hebräisch geschriebenen Aufsatz von Ch. Wirsulski,
The Sabbatian view of the Apostasy of the Messiah in Zeitschrift »Zion» 111
(1938), 215—245.
2 Mit Vorliebe bezog man einen Satz aus den Pirke R. Elieser (cap. 44
Ende) auf Sabbatai Zewis Übertritt zum Islam, nämlich dass der Messias
unter den Ismaeliten verschlungen sein werde. Wie Moses nach dem Sepher
ha-Jaschar 40 Jahre im Äthiopierland sich aufhielt, so müsse auch der Messias
auf 40 Jahre unter die Söhne Ismaels entrückt werden, ehe er Israel erlösen
könne.
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