- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
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(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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heidentums unter dem eindringen jüdischer und christlicher
anschauungen verdichtet sich für sein bewusstsein zu einer drohenden
krisis, ihm graust’s über seine stammesverwandte, die in banden
weltlicher interessen gefangen, die neuen religiösen wahrheiten
nicht beachten wollen und die aufziehende gefahr nicht sehen.
Eben weil seine gewissheit von dem »nahen der stunde», wenn
auch durch christliche gerichtspredigten begründet, erst durch
eine prophetische geschichtswertung die zündende kraft erhalten
hat, ist es verständlich, dass seine gerichtsdrohungen unter der
zuspitzung des konflikts in Mekka zur verkündigung eines irdischen
strafgerichtes hinübergleiten konnten. Der ethische standpunkt
Muhammeds während seiner ersten zeit ist ganz von dem
gerichtsgedanken bestimmt; seine drohungen gegen die reichen, die
vom »streben nach mehr» beherrscht sind (S. 102), von
»unmässiger liebe» zu irdischem gut (S. 89: 21), und seine mahnung, sich
durch wohltätigkeit und armenliebe von der die seele
umschlingenden macht des reichtums loszumachen, die einst Grimme
veranlasst haben, in Muhammed einen sozialisten sehen zu wollen
— was sich etwa (wegen Jes. 5:8) ebenso gut von Jesaja sagen
liesse — sind ganz aus der schwülen gewitterstimmung des
nahenden gerichts geflossen. Hier gilt es sich zu erretten; wer
sich nach dem irdischen umsieht, geht verloren. Der
ewigkeitsglaube Muhammeds ist aus der vorstellung vom jüngsten
gericht, wo die toten auferstehen, konzipiert. Die altarabische
vorstellung vom fortleben der seele als kläglich schreiender
totenvogel war ihm entbehrlich, die seele als ein unsterbliches wesen
hat er nicht gekannt; aus moder und staub werden die
verwesenden leiber zusammengesucht und von Gott wiederbelebt,
wie er ihnen einst zum erstenmal das leben eingehaucht hat.[1]
Die eschatologische stimmung gibt der ältesten islamischen
frömmigkeit jenen finsteren pietistischen zug,[2] den wir bei den alten
zuhhād verspüren. »Solange der prophet lebte, wagten wir nicht
mit unsren weibern zu plaudern und zu scherzen aus furcht vor
einer offenbarung, die wir uns zuziehen könnten».[3] Man lese die


[1] Söderblom, La vie future d’après le mazdéisme (Ann. du mus.
Guimet IX) 296 bezeichnet diese vorstellung, die den zwischenzustand
ausschliesst, als eine stärke der islamischen eschatologie. Indessen hat der
spätere Islam nicht an derselben festhalten können.
[2] Vgl. Goldziher, Muhammedanische Studien I, 4; Wellhausen, Reste
arabischen heidentums, 199.
[3] Buhārī, Kit. al-nikāh, bāb 80.

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