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II. Die wunder des propheten in der
theologie.
Der Volksglaube hat es nicht nötig über das wesen der
wunder zu grübeln. Ihm ist es ganz selbstverständlich, dass
der ausserordentliche mensch sich durch ausserordentliche
macht-wirkungen zu erkennen gibt. Gewiss kann die unbefangene art,
wie er die Wundertaten dem heiligen manne selbst oder der ihm
innewohnenden kraft zuschreibt, unter umständen unserem
modernen empfinden weit mehr zusagen als die mühsam
ausgedachten theorien, mit denen die theologen die wunder durch ihre
einsetzung in einen höheren Zusammenhang erretten oder
ausnützen wollen. Denn hinter den oft so abstossenden Vorstellungen
von den kraftwirkungen, von dem »mana», vermögen wir doch eine
realität zu erkennen: die wunderwirkende macht der überlegenen
persönlichkeit. Oder um den unterschied zwischen
volkstümlichem glauben und theologie auf ein höheres gebiet zu verfolgen:
viel mehr überzeugend ist uns wohl die schlichte art, die wunder
Jesu als eine selbstverständliche aufgabe innerhalb seines
berufs-wirkens zu schildern, wie sie uns mehrmals bei den Synoptikern
entgegentritt, als die absichtlichkeit des vierten evangelisten,
der in erster linie auf beweise von der gottessohnschaft zielt und
sich um eine geradezu prozessuelle feststellung der tatsachen
bemüht.1
Den volkstümlichen erzählungen von den wundern
Muhammeds können wir leider nicht dieselbe Sympathie entgegenbringen.
Denn erstens entbehren sie mit wenigen ausnahmen jeden anschluss
in der wirklichen geschichte. Die möglichkeit eines
psychologischen Verständnisses ist hier gänzlich ausgeschlossen. Aber
noch mehr: die persönlichkeit Muhammeds, wie wir sie aus der
geschichte kennen, bietet kaum einen Stützpunkt, wo wir jene
spiritualistische umdeutung der wunder anknüpfen können. Zu der
1 Wrede, Charakter und tendenz des Johannesevangeliums, Tübingen
1903, s. 8.
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