- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
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(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - IV. Die person des propheten und die Sunna - B. Der prophet als vorbild des sittlichen lebens

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Die person des propheten und die fröramigkeit

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messung des zum lebensunterhalt nötigen (Jiusn taqdlr al-macisa).
Die arabische ethik hat also den sittlichen wert der arbeit
eingesehen, vorwiegend aus dem gesichtspunkt, dass sie die volle
Selbständigkeit des menschen, die seine gesellschaftliche geltung
und seine bürgerliche ehre bedingt, sichert. Daher zählt man
zur muruwwa die Selbstbehauptung (sijänat al-nafs, »wahrung der
seele»), die darin besteht, dass man das qnantum satis zu suchen
und den lebensunterhalt recht abzumessen verstehe, keine
erniedrigende gäbe annehme und im erbeten der hilfe anderer das
mass halte. Das beste mittel hierzu ist die arbeit, denn »ein
laufender hund ist besser als ein sitzender löwe».1

Eine soziale Sittlichkeit bezeichnet die muruwwa
gewisser-massen immer noch. Aber die verpflichtende gemeinschaft ist
eine andere als die des stammes geworden. Es ist eine anlehnung
an den theologischen Sprachgebrauch, wenn die menschen, die
der gegenständ sittlichen Verhaltens sein sollen, als »die briider»
bezeichnet werden. Damit sind aber nicht die brüder im Islam
im allgemeinen gemeint, sondern eher die freunde, diejenigen
mit welchen der gesittete mensch im geselligen verkehr stehen
kann und muss. Verzeihen und nachsicht gehören zur muruwwa,
sie sind aber eigentlich nur gegen freunde, die aus Übereilung
oder aus zufälliger verirrung gefehlt haben, auszuüben.
Erklärten feinden, wie menschen die von natur aus böse sind, geht
man am besten ganz aus dem wege, zieht sich von ihnen weg.2
Wohltun soll man üben, teils um menschen an sich zu ziehen,
teils um sie loszuwerden; denn auch den bösen mag man wohl
mit einer gäbe abfertigen, um seiner üblen nachrede zu
entgehen.3 Von den sittlich minderwertigen, den »toren», denn auch
hier sind stultus und malus so gut wie synonyme, soll sich der
edle am liebsten ganz fernhalten; seines zornes sind sie nicht
wert, eher seiner schweigenden geringschätzung. »Es ist besser
mit dem toren nachsicht zu haben, als seine gestalt anzunehmen,

1 Mäwardl 311 f. Zu bemerken ist, dass eben die stoa zuerst den
sittlichen wert der arbeit in der antiken philosophie behauptet hat. Der
leitende gesichtspunkt ist ja auch dort, dass sie die wahre Selbständigkeit
begründen soll. Vgl. Barth, Die Stoa 126 f.

2 Mäwardl 321—23. An dem »iugratus, in hoc vitium natura pronus
et propensus» findet auch die stoische milde ihre grenze, Seneca, De benef.
IV: 26, vgl. Barth 131.

3 Mäwardl 331.

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